Nach der Abschaffung der Wehrpflicht: Jetzt hat sich’s ausgemustert

Mit der Wehrpflicht will Verteidigungsminister KT zu Guttenberg auch den dazugehörigen Check beim Bundeswehrarzt abschaffen – Millionen von Männern haben ihn durchlaufen.
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Jetzt hat sich’s ausgemustert: Auch Karl-Theodor zu Guttenberg musste diese Prüfung einst durchlaufen. Sonst hätte er es nicht zum Stabsunteroffizier der Reserve gebracht.
dpa Jetzt hat sich’s ausgemustert: Auch Karl-Theodor zu Guttenberg musste diese Prüfung einst durchlaufen. Sonst hätte er es nicht zum Stabsunteroffizier der Reserve gebracht.

Mit der Wehrpflicht will Verteidigungsminister KT zu Guttenberg auch den dazugehörigen Check beim Bundeswehrarzt abschaffen – Millionen von Männern haben ihn durchlaufen.

BERLIN Millionen deutscher Männer gingen diesen ungeliebten Weg, jetzt ist Schluss damit: Deutschland schafft die Musterung ab. Die „Wehrdiensttauglichkeit“ wurde mit dieser ebenso ungeliebten wie legendären ärztlichen Untersuchung mehr als 50 Jahre lang festgestellt. Nachdem sich durch die Pläne von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die gesamte Wehrpflicht vorerst erledigt hat, will er nun auch den dazugehörigen Arztcheck aussetzen. „Die Musterung ist ebenso schwer zu rechtfertigen wie die Wehrpflicht als solche“, sagte „KT“ in der ARD-Sendung „Beckmann“.

Damit endet ein Ritual, das bis zuletzt jedes Jahr hunderttausende Männer durchliefen: Erst kam der Brief vom Kreiswehrersatzamt (allein dieses Wort!), dann wusste man: Es ist soweit. Man habe sich dann und dann zur Musterung einzufinden.

Mit dieser Untersuchung versuchte die Bundeswehr jahrzehntelang, für sich die Spreu vom Weizen zu trennen. Mit mehreren Eignungsstufen wurde festgelegt, wer für welche Aufgaben zu gebrauchen ist – festgehalten im so genannten „Tauglichkeitsgrad“. Wer als T1-Gemusterter (Volksmund: mit einem Einser) herauskam, musste oder konnte beim Bund alles werden: „Voll verwendungsfähig“ hieß dies in der Armeesprache. T2, der Zweier, bedeutete im Amtsdeutsch: „Verwendungsfähig mit Einschränkung für bestimmte Tätigkeiten.“ Er traf zum Beispiel Brillenträger. So ging es weiter bis zu den vor allem in der Hochphase der Wehrpflicht von vielen ersehnten Stufen T4 und T5 (vorübergehend oder völlig untauglich).

Über diese besonderen Noten werden künftige Generationen nun wohl nur noch den Kopf schütteln – wenn nicht etwas Einschneidenes passiert. Denn Guttenberg behält sich vor, all die Regeln nur auszusetzen und sie nicht abzuschaffen: „Weil ich nicht Prophet genug bin, um vorauszusehen, wie sich in 20 oder 30 Jahren die Welt gestaltet.“

Das bedeutet: Wenn sich eine neue Bedrohungslage ergibt, können Wehrpflicht samt Musterung blitzschnell wieder in Kraft gesetzt werden. Deswegen soll die Wehrpflicht im Grundgesetz bleiben: Der Bundestag könnte sie dann im Schnellverfahren mit einfacher Mehrheit wieder beschließen. Auch an Details der Reform gebe es noch zu arbeiten, sagte der Minister und verpackte es in ein echtes Guttenberg-Zitat: Hier und da werde man „sicher noch mal Stellschräubchen nachjustieren müssen“. mue

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