Nach Anschlag in Ägypten: Wütende Christen und Verurteilungen
KAIRO/ALEXANDRIA - In der Neujahrsnacht sprengte sich in Alexandria ein Attentäter in die Luft und riss 21 Menschen mit in den Tod. Wütende Christen bewarfen danach eine Moschee mit Steinen, international wird der Anschlag verurteilt.
Das verheerende Selbstmordattentat auf eine koptische Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria ist international verurteilt worden.
US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Terroranschlag als ungeheuerlich. Die Attentäter hätten keinen Respekt vor dem menschlichen Leben. Sie müssten für ihre „barbarische und abscheuliche Tat“ vor Gericht gebracht werden, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses vom Samstag.
Der ägyptische Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, auf, sich gemeinsam dem Terrorismus und allen zu widersetzen, die die Sicherheit und Einheit des Landes bedrohten. Seine Behörden würden dafür sorgen, dass die Täter aufgespürt würden und „dem Terrorismus der Arm abgehackt“ werde. Auch das amtliche Islam-Institut Al-Azhar und die oppositionelle islamische Moslembruderschaft verurteilten den Anschlag.
Die Herrscher und Präsidenten der anderen arabischen Länder zeigten gleichfalls Abscheu für die Terrortat. Entsprechende Botschaften trafen von König Abdullah II. von Jordanien, vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, vom saudischen Königshof und aus Kuwait und Katar in Kairo ein.
Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte die Terrortat scharf. „Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Anschlag", sagte sie in einer am Samstag in Brüssel verbreiteten Mitteilung. „Das Recht der koptischen Christen auf die Ausübung ihrer Religion muss geschützt werden.“ Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sprach von einem „feigen Verbrechen“.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte: „Ich verurteile diesen Akt der Brutalität gegen Menschen, die bei einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten, auf das Schärfste. Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen.“
Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in der Neujahrsnacht vor einer koptischen Kirche in Alexandria mit seinem Wagen in die Luft und riss dabei mindestens 21 Gläubige mit in den Tod. Mindestens 79 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Unter ihnen seien auch muslimische Passanten gewesen. Die Bombe entfaltete ihre verheerende Wirkung, als die Kirchgänger aus der Mitternachtsmesse in der St. Markus- und Petri-Kirche im Stadtteil Sidi Bischr strömten.
Die Terroristen schlugen etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht zu, als die Neujahrsmesse der koptischen Christen ihrem Ende zuging. Das Innenministerium in Kairo teilte am Samstag mit, dass die in einem Auto verborgene Sprengladung von einem Selbstmordattentäter gezündet wurde. Sie hatte ein Gewicht von etwa 100 Kilogramm, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen.
Ohne nähere Erläuterung beschuldigte die Behörde „ausländische Elemente“ als Drahtzieher und Ausführende der Bluttat. Tatsächlich hatte kürzlich eine Gruppe mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetz Al-Kaida im Irak den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Die Organisation wirft den Kopten vor, zwei vom Christentum zum Islam konvertierte Frauen als „Geiseln“ festzuhalten.
Wütende Christen bewarfen nach dem Anschlag eine Moschee in der Nähe mit Steinen. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Die St. Markus- und Petri-Kirche ist eines der größten Gotteshäuser der Kopten in Alexandria. Unmittelbar benachbart ist das kirchliche St. Markus-Spital, in dem viele der Verletzten behandelt wurden.
Etwa zehn Prozent der Ägypter sind Christen. Wegen des Baus von Kirchen, Konvertierungen und Landdisputen kommt es immer wieder zu Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen.
dpa