Nach Anschlag auf BVB-Mannschaftsbus: "Ein Symbol für die Stadtgesellschaft"
Dortmund - Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB stehen der verwendete Sprengstoff und der Zündmechanismus im Fokus der Untersuchungen. Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft würden über die Ostertage fortgesetzt, sagte Behördensprecherin Frauke Köhler am Freitag.
Neue Erkenntnisse könne sie bislang aber nicht mitteilen. Über den Stand der kriminaltechnischen Untersuchungen machte Köhler keine Angaben. Bei dem Anschlag auf den Teambus waren am Dienstagabend drei Sprengsätze mit Metallstiften detoniert. Der BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt.
Die Sprengsätze sind elektronisch ausgelöst worden. Eine Lichtschranke ist am Tatort nicht gefunden worden. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte am Donnerstag erklärt, die Sprengsätze seien hochprofessionell gebaut gewesen. "Die Sprengkraft war enorm", sagte er im Innenausschuss des Landtags. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen. Rechte oder linke Extremisten, gewaltbereite Hooligans und Islamisten kämen als Täter in Frage, hatte Jäger gesagt.
Haftbefehl gegen mögliches IS-Mitglied
Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof hatte am Donnerstag Haftbefehl gegen den Iraker Abdul Beset A. erlassen, der nach dem Anschlag in Wuppertal festgenommen worden war. Für eine Beteiligung des 26-jährigen Mannes an dem Anschlag hatten die Ermittler aber keine Beweise gefunden. Ihm wird stattdessen die Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen.
Seine Einheit soll im Irak Entführungen, Verschleppungen, Erpressungen und auch Tötungen vorbereitet haben. Er soll selbst gekämpft haben. Im März 2015 reiste er in die Türkei, von wo er Anfang 2016 wieder nach Deutschland zurückkehrte. Die FDP will von Jäger wissen, warum der Iraker erst jetzt festgenommen wurde.
Der Zeitraum zwischen der Einreise von Abdul Beset A. nach Deutschland und der Festnahme sei mit 15 Monaten "außergewöhnlich lang", heißt es in einer Kleinen Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Marc Lürbke.
Anschlag durch BVB-Hooligans unwahrscheinlich
Der Verdacht gegen einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna wurde am Donnerstag fallengelassen. Es gebe keine Hinweise für dessen Verwicklung, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Die Wohnungen beider Männer waren durchsucht worden. Der Extremismusforscher Dierk Borstel hält einen Anschlag von Dortmunder Hooligans oder Rechten für wenig wahrscheinlich. "Die meisten Rechten sind überzeugte BVB-Fans, und die Art des Anschlags spricht auch nicht für Hooligan-Gewalt", sagte Borstel.
Hooligans würden sich schlagen, aber nicht Monate einen Anschlag vorbereiten. "Es kann aber natürlich ein Einzeltäter sein, der sich radikalisiert hat. Das ist aus allen Richtungen möglich", sagte der Dortmunder Extremismusforscher. Die Art des Anschlages sei aber auch für Rechtsextremisten untypisch.
Täter müssten die Bedeutung des BVB für die Stadt kennen. "Das ist ein Symbol für die Stadtgesellschaft." Und sie müssten über Straßen und über die Wege des BVB Bescheid wissen, sagte Borstel.
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