Nach Angriff auf Abu Sayyaf: Deutsche Geisel auf den Philippinen geköpft?

Abu-Sayyaf-Terroristen veröffentlichen ein Video, das den Mord an Jürgen K. zeigt. Seine Frau wurde schon vor Monaten umgebracht.
dpa |
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Ein Ausschnitt aus dem Video der Abu Sayyaf. Jürgen K. kniet vor den vermummten und bewaffneten Geiselnehmern. Einer hält einen langen Krummdolch in der Hand.
Twitter Ein Ausschnitt aus dem Video der Abu Sayyaf. Jürgen K. kniet vor den vermummten und bewaffneten Geiselnehmern. Einer hält einen langen Krummdolch in der Hand.

Er bringt mich jetzt um", sagt Jürgen K. auf dem Video, das die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen veröffentlicht hat. Dann köpft ihn ein Vermummter mit einem langen Krummdolch, ein paar Bewaffnete nuscheln "Allahu Akbar". Der 70-Jährige aus Baden-Württemberg war im November von seiner Yacht "Rockall" entführt worden. Seine Frau Sabine M. (59) ließen die Kidnapper tot an Bord des Schiffes zurück.

"Es gibt keinen Zweifel mehr, dass der auf den Philippinen entführte Deutsche nicht mehr am Leben ist", erklärte ein Sprecher vom Auswärtigen Amt, nachdem das Video von Experten auf seine Echtheit geprüft worden war.

Die philippinische Regierung hat Jürgen K.s Tod bereits vorab bestätigt. Ein Berater von Präsident Rodrigo Duterte verurteilte am Montag in Manila die "barbarische Enthauptung".

Jürgen K. und seine Frau wurden schon zum zweiten Mal entführt

K. war auf der Insel Jolo im Südwesten des Inselstaats gefangen gehalten worden, die als Hochburg der Terrorgruppe gilt. Sein letztes Lebenszeichen stammte von Mitte Februar, als er in einer Videobotschaft um Hilfe flehte. Abu Sayyaf hatte mit seiner Ermordung gedroht, falls nicht bis Sonntag, 8 Uhr MEZ, ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (570 000 Euro) bezahlt werde.

Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Terrorgruppe angegriffen.

Jürgen K. und Sabine M. waren im Juni 2008 schon einmal überfallen worden. Damals hatten schwerbewaffnete Piraten vor Somalia das deutsche Paar verschleppt. Erst nach annähernd zwei Monaten kamen die beiden frei.

Laut Presseberichten wurden 600 000 Dollar Lösegeld für sie gezahlt. Offiziell gab es dafür aber nie eine Bestätigung.

Abu Sayyaf hält etwa noch zwei Dutzend Geiseln gefangen

Trotzdem stachen die Abenteurer wieder in See. In einem Interview sagte K. damals, er lege sich eine Maschinenpistole zu und: "Wir gehen nicht noch einmal in Gefangenschaft." Jetzt sind beide tot.

Die Rebellengruppe Abu Sayyaf hat nach Schätzungen etwa zwei Dutzend weitere Geiseln in ihrer Gewalt.

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Die Organisation entstand 1991 unter dem Einfluss von Al-Kaida. Ihr Name Abu Sayyaf bedeutet "Die Schwertträger". Die Gruppe gibt vor, für die Unabhängigkeit des von Moslems bewohnten Südens des Landes zu kämpfen. Tatsächlich aber terrorisieren die Islamisten die Bevölkerung mit Anschlägen und finanzieren ihren Kampf mit der Entführung von Ausländern und Lösegelderpressungen. 2014 schwor Abu Sayyaf dem Islamischen Staat (IS) die Treue.

Die Terror-Gruppe trat schon mehrmals mit brutalen Aktionen in Erscheinung: 2000 entführte sie 21 Touristen und Hotelangestellte von einer Insel in Malaysia, darunter die deutsche Familie Wallert.

Familie Wallert: In der Gewalt von Commander Robot


Rückkehr nach Deutschland: Marc Wallert (2.v.l.) mit seinen Eltern Renate und Werner sowie Bruder Dirk am Flughafen Hannover. Foto: dpa

An Ostern 2000 werden 22 Touristen und Hotelangestellte von der bei Tauchern beliebten malaysischen Insel Sipadan entführt. Die Kidnapper – Mitglieder der Rebellengruppe Abu Sayyaf unter der Führung eines Mannes mit dem Kampfnamen "Commander Robot" – bringen sie in ihr Hauptquartier auf der Insel Jolo.

Unter den Verschleppten ist eine deutsche Familie: der Göttinger Lehrer Werner Wallert, seine Frau Renate und Sohn Marc. Im Camp der Kidnapper sind oft Journalisten, Bilder der psychisch schwer angeschlagenen Renate Wallert gehen um die Welt. Nach etwa drei Monaten wird sie freigelassen. Erst Ende August lassen die Geiselnehmer ihren Mann, zwei Wochen später den Sohn gehen. Es heißt, der damalige libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi habe über eine Stiftung seines Sohnes Saif al-Islam 25 Millionen Dollar gezahlt, um sie freizukaufen.

"Commander Robot" stirbt im März 2005 bei einer Gefängnisrevolte.

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