Nach 100 Tagen: Obama schlägt Bush und Clinton
WASHINGTON - Ob Anti-Terrorkampf, Wirtschaftspolitik oder Irak, die Mehrheit der US-Bürger billigt Obamas Politik in fast allen Bereichen. Die Republikaner tun sich allerdings noch schwer mit dem Präsidenten.
Nach 100 Tagen im Amt hat US-Präsident Barack Obama soviel Rückhalt bei den Amerikanern wie nur wenige seiner Vorgänger. Bei einer Umfrage des Fernsehsenders CBS und der «New York Times» äußerten sich 68 Prozent der Befragten zufrieden mit seiner Arbeit, berichtete der Sender am Montagabend. Höhere Zustimmungsraten 100 Tage nach Amtsbeginn hätten seit 1953 lediglich John F. Kennedy mit 83 Prozent und Dwight D. Eisenhower mit 72 Prozent erzielt. Ein ähnliches Ergebnis hatte kürzlich bereits eine Umfrage im Auftrag der «Washington Post» und des TV-Senders ABC ermittelt.
Die Arbeit von Obamas direktem Vorgänger George W. Bush hatten zur 100-Tage-Marke 56 Prozent der Befragten gutgeheißen, die von dessen Vorgänger Bill Clinton nur 49 Prozent. Geschlagen in der Zustimmung der Amerikaner wird Barack Obama allerdings von seiner Frau. Mit dem Auftreten von First Lady Michelle Obama zeigten sich überwältigende 84 Prozent der Befragten einverstanden.
Zustimmung in allen Bereichen
Die US-Bürger stimmen Obama in allen wichtigen Themenfeldern seiner Politik zu. So sind 63 Prozent mit einem Truppenabzug aus dem Irak einverstanden, 61 Prozent finden seine Wirtschaftspolitik gut und mit 55 Prozent unterstützt auch eine deutlich Mehrheit seine Terrorismusbekämpfung. Allerdings sind nur 37 Prozent der Meinung, dass Obama in seinen ersten vier Amtsjahren die Rezession stoppen kann. Nur 44 Prozent glauben, dass das Militär- Engagement der USA im Irak bis zur nächsten Präsidentschaftswahl wirklich enden wird. Allerdings hat Obama der Umfrage zufolge noch nicht die Gunst der Republikaner gewonnen. Nur weniger als ein Drittel der Oppositionsanhänger stimmten der Arbeit des Präsidenten zu, ergab die Umfrage. Bei den Wählern seiner eigenen Partei, den Demokraten, liegt die Zustimmung für den ersten schwarzen US-Präsident dagegen sogar bei 90 Prozent. Die Meinungsforscher hatten für die Umfrage zwischen dem 22. und 26. April mit knapp 100 US-Amerikanern telefoniert.
AI weitaus kritischer
Eine kritische Bilanz der ersten 100 Tage legte dagegen Amnesty International vor. Die Menschenrechtsorganisation bemängelte, Obama habe nur wenige seiner Versprechungen umgesetzt. Seit Obamas Ankündigung, das weltweit kritisierte Lager Guantánamo auf Kuba zu schließen, sei erst ein einziger Gefangener freigekommen. Auch die humanitäre Aufnahme von Gefangenen in Europa lasse weiter auf sich warten, meinte Amnesty. Die Menschenrechtsorganisation fordert den US-Präsidenten auf, eine unabhängige Untersuchungskommission einzurichten und die Verantwortlichen für Folter und Misshandlungen zur Rechenschaft zu ziehen. (dpa)