"Muss ihr dröhnendes Schweigen endlich beenden": Markus Söder kritisiert Kulturstaatsministerin Claudia Roth scharf

Im Zuge des Antisemitismus-Eklats auf der Berlinale erhebt Markus Söder schwere Vorwürfe gegen die Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Er fordert sie dazu auf, "ihr dröhnendes Schweigen, endlich zu beenden".
Anti-Israel-Statements auf der Berlinale
Der US-amerikanische Regisseur Ben Russel erhielt eine Auszeichnung für den Dokumentarfilm "Direct Action" und sagt ein der Dankesrede: "Natürlich stehen wir hier auch auf für das Leben. Waffenstillstand jetzt! Natürlich sind wir gegen den Genozid. Wir stehen in Solidarität mit all unseren Kameraden". Daraufhin erntete er tosenden Applaus von Teilen des Publikums.
Während seiner Rede trug Russel eine Kufiya, auch "Palästinensertuch" genannt. Auch weitere Filmschaffende thematisierten in ihren Reden den Nahostkonflikt und forderten einen Waffenstillstand. So sagte Dokumentarfilm-Preisträger Basel Adra: "Es ist für mich sehr schwer zu feiern, wenn Zehntausende meines Volkes in Gaza gerade durch Israel abgeschlachtet werden". Er appellierte unter Applaus keine weiteren Waffen an Israel zu liefern.
"Ein Antisemitismus-Skandal löst den nächsten ab": CSU-Kritik an Claudia Roth
Bei einer CSU-Vorstandssitzung am Montag hagelte es Kritik an Claudia Roth. Dorothee Bär sagte laut Berichten der "Welt": "Unter dieser Kulturstaatsministerin löst ein Antisemitismus-Skandal den nächsten ab. Zuerst die documenta, dann das dröhnende Schweigen der Kultur nach dem 7. Oktober 2023, jetzt die Berlinale. Es ist unerträglich, dass eines der größten Filmfestivals weltweit ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt als Anti-Israel-Festival instrumentalisiert wird."

"Totalversagen": Markus Söder attackiert Claudia Roth
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder unterstützt die Kritik an Roth. Er nannte den Umgang mit Antisemitismus in der Kultur als "Totalversagen bei dem Thema". Nach der documenta habe man gedacht, es würde sich um einen Einzelfall handeln, nun zeige sich, "offenkundig ist ein gewisses System dahinter", so Söder laut dpa. "Denn wenn auf offener Bühne so eine Form von Antisemitismus stattfindet und es keine Reaktion gibt, insbesondere von der zuständigen verantwortlichen Ministerin oder Staatsministerin, dann ist das ein schweres, ein schweres Moment. Das muss geklärt werden."
Auch auf X gab der CSU-Chef seinen Unmut über Claudia Roth bekannt. Er bezeichnet den "offene Antisemitismus in der Kulturszene" als "erschreckend" und fordert Claudia Roth dazu auf, "ihr dröhnendes Schweigen endlich" zu beenden.
"Erschreckend einseitig und von einem tiefgehenden Israel-Hass geprägt": Claudia Roth kündigt Aufklärung an
Roth hat in der Zwischenzeit, anders als von Söder behauptet, eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt: "Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und dem Berliner Senat, die mit uns die Verantwortung für die Berlinale tragen, werden wir nun die Vorkommnisse bei der Bärenverleihung aufarbeiten". Die Grünen-Politikerin, die selbst bei der Preisverleihung anwesend war, bezeichnet "die Statements bei der Bärenverleihung der Berlinale am Samstagabend" laut dpa als "erschreckend einseitig und von einem tiefgehenden Israel-Hass geprägt".