Musharraf: "Ich wollte immer nur das Beste tun"

Der pakistanische Machthaber Pervez Musharraf gibt auf – zur großen Freude seines Volkes. Noch ist unklar, ob er in Pakistan bleiben darf oder ob er entweder in Saudi-Arabien oder der Türkei ins Exil geht. Was bleibt ist die Frage, wie es in dem instabilen Reich weitergeht?
von  Abendzeitung
Pervez Musharraf kommt einem Amtsenthebeungsverfahren zuvor- und gibt auf.
Pervez Musharraf kommt einem Amtsenthebeungsverfahren zuvor- und gibt auf. © AP

Der pakistanische Machthaber Pervez Musharraf gibt auf – zur großen Freude seines Volkes. Noch ist unklar, ob er in Pakistan bleiben darf oder ob er entweder in Saudi-Arabien oder der Türkei ins Exil geht. Was bleibt ist die Frage, wie es in dem instabilen Reich weitergeht?

ISLAMABAD Neun Jahre hat er sich mit allen möglichen Mitteln an der Macht gehalten – jetzt musste er aufgeben: Pakistans Machthaber Pervez Musharraf hat live im Fernsehen seinen Rücktritt angekündigt. In Pakistan kam es an vielen Orten zu spontanen Freudenfesten. Allerdings ist die Frage, ob das Vakuum, das er in der instabilen Atommacht mit ihren starken extremistischen Kräften hinterlässt, gefüllt werden kann.

Mit seinem Rücktritt kam der Präsident einem Amtsenthebungsverfahren zuvor, das am Donnerstag gegen ihn eingeleitet werden sollte. „Ich lege mein Amt nieder in der Gewissheit, stets im Sinne des Volkes und des Landes gehandelt zu haben“, sagte er in seiner einstündigen Fernsehansprache. Persönliche Interessen hätten für ihn nie eine Rolle gespielt. „Mein Handeln war immer von einer einzigen Philosophie gesteuert: Pakistan zuerst. Ich habe immer versucht, das Beste für mein Land zu tun. Ich liebe Pakistan.“

Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wies Musharraf zurück. Er gehe dennoch, um sein Land vor einer Krise zu bewahren. Er entschuldigte sich aber für „seine Fehler“. Noch ist unklar, ob er in Pakistan bleiben darf und ihm Immunität vor Strafverfolgung zugesichert worden ist, oder ob er entweder in Saudi-Arabien oder der Türkei ins Exil geht.

1999 hatte sich der General unblutig an die Macht geputscht – die Armee war immer seine zentrale Machtbasis und wahre Heimat. „Die Uniform ist meine zweite Haut.“ Nach dem 11. September 2001 wurde er einer der engsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den Terror, ging zeitweise mit harter Hand und großen interne Widerstände gegen Taliban und El-Kaida vor.

Aber er war auch ein Despot. Als er sich verfassungswidrig erneut zum Präsidenten wählen ließ und es so aussah, dass eine Klage dagegen gute Chancen hat, rief er im Herbst 2007 den Notstand aus und setzte zahlreiche angesehene Richter ab. Das war zu viel – zumal er den Rückhalt im Volk längst verloren hatte. Bei den anschließenden Parlamentswahlen gewannen der Witwer von Benazir Bhutto, Ali Asif Zardari, und der frühere Regierungschef Nawaz Sharif haushoch. Seither regieren die beiden – eigentlich verfeindeten – Männer zusammen und versuchen, Musharraf als Präsident abzusetzen.

Sein Rücktritt löste am Montag in Pakistan Jubel aus: Die Börse machte Kurssprünge, in den Straßen kam es zu vielen spontanen Freudenfesten – mit allen Schichten des 160-Millionen-Volkes, soignierte Rechtsanwälte tanzten genauso wie religiöse Fundamentalisten und Frauen mit oder ohne Kopftuch. „Das ist ein Sieg der Demokratie!“, jubelte Informationsministerin Sherry Rehman.

Die Frage ist aber, wie stark und einig die Regierung Zardari/Sharif ist – ob sie es schafft, die Extremisten im Zaun zu halten, oder die Stammeskämpfe einzudämmen, die gerade wieder hunderte Tote gefordert haben. tan

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