Münchner Kardinal Reinhard Marx: Der Super-Bischof

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wurde zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. 
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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
dpa Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

 Der Kardinal der Diözese München und Freising, Reinhard Marx, wurde zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Nach hohen Ämtern im Vatikan ist er jetzt einer der mächtigsten Männer in der katholischen Kirche

München - Eine eindeutige Wahl war es nicht. Erst im vierten Wahlgang haben die deutschen Bischöfe sich am Mittwoch im Priesterseminar Borromaeum zu Münster auf einen neuen Vorsitzenden geeinigt: den Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx.

„Es war eine ehrliche Wahl“, sagte der 60-Jährige, als er sich anschließend, eingerahmt von seinem Vorgänger Erzbischof Roland Zollitsch und zwei Buchsbäumchen vor dem rot geklinkerten Bau der Presse stellte. „Die Wahl hat gezeigt, dass die katholische Kirche in Deutschland über eine Reihe von Persönlichkeiten verfügt, die für diese Aufgabe in Frage kommen.“

Aber keiner der amtierenden Bischöfe verfügt über eine solche Machtfülle wie Marx. Der gebürtige Westfale braucht bald Visitenkarten in DINA4: Marx ist Chef der Europäischen Bischofskonferenz, er ist Mitglied im von Papst Franziskus ins Leben gerufenen K8-Gremium, das ihn bei Reformen beraten soll. Und erst seit vergangener Woche ist Marx auch noch Koordinator des neu geschaffenen 15-köpfigen Wirtschaftsrats in Rom.

Und nun auch noch Bischofskonferenz-Chef. Marx, der Super-Bischof. „Man kann auch Aufgaben abgeben“, sagte Marx gestern. Er sei kein Sammler von Aufgaben und Posten. Überwog vor seiner Wahl die Skepsis angesichts der Aufgabenfülle, hagelte es gestern Glückwünsche.

Lesen Die hier: Die Reaktionen auf die Wahl - Viele gute Wünsche

Einhellige Meinung: Für die katholische Kirche in Deutschland ist die Personalie Marx eine Chance. Erstens, weil er medial so durchsetzungsstark ist, weil er Themen offensiv an- und  Konfrontationen nicht aus dem Weg geht. Als die Mitarbeiter des insolventen Weltbild-Verlags am Rande eines Bischofstreffens bei Würzburg demonstrierten, suchte Marx das Gespräch und versprach Finanzhilfen von 65 Millionen Euro.

Zweitens ist Marx wichtig, weil er inzwischen so nahe dran ist am Papst. „Das ist ein deutliches Zeichen für den Schulterschluss mit Papst Franziskus“, sagt Karl Gabriel, Theologe der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Auch thematisch liegen Papst und Erzbischof auf einer Linie: Sowohl Franziskus als auch Marx haben sich gegen einen ungezügelten Kapitalismus ausgesprochen und für soziale Verantwortung in der Marktwirtschaft (Marx hat – in Anlehnung an seinen berühmten Namensvetter Karl – sogar ein Buch zu dem Thema geschrieben, es heißt, wie auch sonst: „Das Kapital“).

Und ähnlich wie Franziskus ist der Sozialethiker Marx in theologischen Fragen konservativ, aber auch kein Hardliner. Marx ist ein leutseliger Typ, auch das hat er mit Franziskus gemeinsam. Der bekennende Fan von Borussia Dortmund schwatzt gerne beim Bier mit seinen Schäfchen und genießt die bayerische Lebensart. Im Gegensatz zu Franziskus pflegt er einen barocken Lebensstil.

Lesen Sie hier: Kardinal Marx im Portrait - Der Bischof und das Bier

Marx kann aber auch hart: Seine Strukturreform der Pfarrverbände im Erzbistum hat er zupackend erledigt. Kritiker sagen, mit eisernem Besen. Schon 2008, bei der letzten Wahl zum Bischofskonferenz-Vorsitzenden, hätte Marx den Posten gerne übernommen. Damals soll der erzkonservative Kölner Kardinal Joachim Meißner ihn verhindert haben.

Der ist inzwischen im Ruhestand – aber die vier Wahlgänge zeigen auch, dass Marx nicht den hundertprozentigen Rückhalt der Bischöfe hat. Trotzdem zeigt sich die Kirchenbasis optimistisch: „Kardinal Marx wird den Weg des Dialogprozesses fortsetzen“, sagt der Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Der Chef des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Hans Tremmel: „Kardinal Marx kann Brücken bauen.“

 

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