Mubarak trifft sich mit Wirtschaftsberatern
KAIRO - Die Proteste in Kairo gehen weiter. Während sich Husni Mubarak mit Wirtschaftsberatern getroffen hat, erwägen die USA seine Ausreise nach Deuschland.
Ungeachtet der anhaltenden Proteste gegen seine Herrschaft hat sich der ägyptische Präsident Husni Mubarak am Samstag mit seinen Wirtschaftsberatern getroffen. Die amtliche Nachrichtenagentur MENA berichtete, die Gespräche fänden im Präsidentenpalast in Heliopolis statt, einem Vorort von Kairo mehrere Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Dort harrten weiterhin zehntausende Demonstranten aus, die den umgehenden Rücktritt des Präsidenten fordern.
Die politische Krise hat die ägyptische Wirtschaft seit dem 25. Januar geschätzte 3,1 Milliarden Dollar gekostet. MENA berichtete, an dem Treffen mit Mubarak hätten unter anderen der Finanzminister und der Gouverneur der Zentralbank teilgenommen.
Vertreter der US-Regierung erwägen einem Bericht der "New York Times" zufolge eine Ausreise Mubaraks nach Deutschland. So sei diskutiert worden, ob Mubarak sich in sein Haus im Badeort Scharm-el-Scheich zurückziehen oder zu einem verlängerten medizinischen Aufenthalt nach Deutschland begeben sollte, schreibt die Zeitung auf ihrer Internetseite. Auf diese Weise könne eine Übergangsregierung unter dem neuen Vizepräsidenten Omar Suleiman in die Position gebracht werden, Verhandlungen mit der Opposition aufzunehmen, ohne dass Mubarak sofort sein Amt verlieren würde.
Am Freitag hatten erneut fast 100.000 Menschen gegen Mubarak demonstriert. Ein erster Journalist wurde Opfer der Unruhen. Ein ägyptischer Reporter erlag nach einem Bericht der amtlichen Zeitung "Al Ahram" am Freitag den Folgen seiner Schussverletzung, die er Anfang der Woche bei seiner Tätigkeit während der Straßenschlachten in Kairo erlitt. Der 36-Jährige sei von einem Heckenschützen getroffen worden.
Zwtl: Gaspipeline explodiert
Auf der ägyptischen Halbinsel Sinai explodierte am Samstag eine Gaspipeline. Die Flammen schossen meterhoch in den Himmel, wie Augenzeugen erklärten. Der Gouverneur der Region, Abdel Wahab Mabruk, sprach von Sabotage, nannte aber keine Einzelheiten. Verletzte gab es offenbar nicht.
Mabruk sagte einem ägyptischen Fernsehsender, das Feuer sei am späten Vormittag unter Kontrolle gebracht worden. Alle Ventile seien geschlossen worden. Zu der Explosion kam es an einem Gasterminal in der Nähe der Ortschaft El Arisch. Von der Station führen Pipelines nach Jordanien und Israel. El Arisch liegt etwa 70 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.
Die Pipeline war in der Vergangenheit Ziel von Angriffen. Beduinen hatten im vergangenen Juli versucht, die Leitung zu sprechen. Sie werfen der ägyptischen Regierung Diskriminierung und Untätigkeit vor. Es kam wiederholt zu Zusammenstößen zwischen den Sicherheitskräften und den Bewohnern der Region.
Zwtl: Lieferungen nach Israel eingestellt
Die Pipeline transportiert Gas vom ägyptischen Port Said am Mittelmeer nach Israel und Jordanien. Auf israelischer Seite hieß es, es sei nicht klar, ob die Explosion die Leitung nach Israel betreffe. Derzeit seien die Lieferungen aus Sicherheitsgründen eingestellt worden, sagte ein Sprecher des Infrastrukturministeriums. "Wir sind nicht sicher, was die Explosion auslöste."
Israel ist auf die Gaspipeline angewiesen, um seinen Energiebedarf zu decken und gibt Milliarden für das Erdgas aus Ägypten aus. Ägypten beliefert Israel seit Februar 2008 mit Erdgas. Der Vertrag wurde in Ägypten teilweise scharf kritisiert. Die Opposition erklärte, das Gas werde unter Marktpreis an Israel verkauft.
dapd
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