Mubarak: Deutschland, nein danke
KAIRO Es wäre ein gesichtswahrender Abgang, eine mögliche Lösung der Krise gewesen: Mubarak kommt zu einer ausgedehnten medizinischen Behandlung nach Deutschland. Ein Ausweg, über den zwischen Washington, Kairo und offenbar Berlin sowie einer Klinik bei Baden-Baden schon sehr konkret verhandelt wurde. Doch der ägyptische Präsident sagt nun nein.
„Wir bedanken uns für das Angebot aus Deutschland, aber der Präsident ist gesund, er braucht keine medizinische Behandlung”, erklärte sein Stellvertreter Omar Suleiman. Offenbar hat es also tatsächlich ein Angebot aus Berlin gegeben; Außenminister Guido Westerwelle hatte dazu keine Stellung nehmen wollen. Suleiman nannte die Rücktrittsforderung an Mubarak, einen „Held des Krieges von 1973”, respektlos. Dialog sei nun der Weg. „Wir wollen einen hastigen und irrationalen Putsch verhindern.” Andere seien noch nicht reif für die Macht.
Ähnlich tickt offenbar auch Mubarak selbst. Er klammert sich an die Macht; auch, weil er zutiefst überzeugt ist, dass er die Ägpyter kenne, dass nur ein starker Führer wie er das Land vor Chaos bewahren kann. Dieses Bild des müden Patriarchen, der nur seine autokratische Pflicht tut, zeichnen schon die Wikileaks-Depeschen. Er warnte die Amerikaner davor, die Demokratie im Irak einzuführen – „sonst gibt es Tote, sie brauchen einen harten Führer”. In Ägypten habe er ja „die Pforten der Freiheit so weit aufgesperrt wie möglich”, sagte er US-Diplomaten. Man müsse aber auch an die Stabilität denken.
Und es bestätigt sich dieser Tage laut Berichten von Palast-Insidern oder CNN-Reporterin Christine Amanpour, die ihn in seiner Residenz besucht hat: Die Berichte über die Proteste habe er schockiert und völlig ungläubig aufgenommen. Mittlerweile, heißt es, habe er sich wieder erholt, sei müde, aber zum Kampf entschlossen. Die Ereignisse nehme er nur selektiv war: Seine Schranzen gaukeln ihm vor, dass alles bald wieder so wird, wie es war. Ob er das glaubt, weiß niemand.
- Themen:
- Guido Westerwelle