Moskau weist Kritik an Chodorkowski-Urteil zurück

Das Strafmaß gegen Putins Feind wird wohl in einer Woche ohne Zeitungen verkündet. Die USA, die Bundesregierung und die Europäische Union hatten das Urteil heftig kritisiert.
MOSKAU „Versuche, Druck auf das Verfahren auszuüben, sind nicht akzeptabel“, sagt das Außenministerium. Mit harschen Worten weist Moskau Kritik am Verfahren gegen den ehemaligen Oligarchen Michail Chodorkowski zurück.
Im Gericht verliest der Richter Viktor Danilkin Seite um Seite des mehrere tausend Seiten umfassenden Urteils. Vor dem Gerichtsgebäude kam es erneut zu Protesten von Regierungsgegnern. Mindestens zwei Menschen wurden festgenommen.
Richter Viktor Danilkin hatte den früheren Chef des mittlerweile zerschlagenen Ölkonzerns Yukos und dessen mitangeklagten Ex- Geschäftspartner Platon Lebedew am Vortag wegen Unterschlagung und Geldwäsche schuldig gesprochen und damit begonnen, die tausende Seiten umfassende Urteilsbegründung vorzutragen.
„Wir reden von schweren Anschuldigungen“, sagte der Ministeriumssprecher. Solche Taten würden in allen Ländern bestraft. Russland verwahre sich auch gegen Vorwürfe, seine Justiz arbeite selektiv. Russlands Premier Wladimir Putin hatte sich schon vor dem Urteil vom Schuldspruch gegen seinen alten Intimfeind überzeugt gezeigt.
Der zweite Prozess gegen den früheren Öl-Magnaten, der noch bis 2011 eine achtjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung absitzen muss, gilt ebenso wie der erste als politisch motiviert. Die USA, die Bundesregierung und die Europäische Union hatten das Urteil heftig kritisiert.
Das Strafmaß wird der Richter nach Einschätzung von Beobachtern an Silvester verkünden. Die ersten zehn Tage des Jahres sind in Russland gesetzliche Feiertage, Zeitungen erscheinen nicht.