Mordfall Buback: War Verena Becker die Todesschützin?
BERLIN - Die 57-jährige Ex-Terroristin wurde verhaftet. Sie soll 1977 am Attentat auf den damaligen Generalbundesanwalt beteiligt gewesen sein. Sie lebte zuletzt als Heilpraktikerin in Berlin.
Eigentlich war der Fall Buback für Verena Becker längst abgeschlossen. Für den Mord an dem damaligen Generabundesanwalt haben anderen gebüßt. Die 57-jährige Ex-Terroristin hatte ein neues Leben, einen neuen Namen. Sie lebte als Heilpraktikerin in Berlin, nachdem sie zuvor zwölf Jahre wegen Schüsse auf Polizisten abgesessen hatte. Jetzt, über 32 Jahre nach dem Attentat, bei dem Buback und zwei weitere Menschen starben, hat die Bundesanwaltschaft Verena Becker verhaftet. Gab sie die tödlichen Schüsse auf Buback ab?
Becker soll „wesentliche Beiträge zur Vorbereitung und Durchführung des Anschlags und im Rahmen des Nachtatgeschehens geleistet haben“. Ihr wird zur Last gelegt, sich an dem Anschlag des „Kommandos Ulrike Meinhof“ der RAF auf Buback als Mittäterin beteiligt und „aus niedrigen Beweggründen drei Menschen heimtückisch getötet zu haben“. Sie selbst bestreitet, Buback erschossen zu haben.
Im April 2007 wurde bekannt, dass Becker Anfang der 80er Jahre gegenüber dem Verfassungsschutz ausgesagt hat, RAF-Mitglied Stefan Wisniewski sei der Todesschütze. Eine falsche Fährte, auf die sie die Ermittler locken wollte? Kurze Zeit später schrieb Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts, es gebe Hinweise auf einen weiblichen Schützen. Diese Schützin könne Verena Becker gewesen sein.
„Ich bin glücklich, dass der Ermittlungsrichter und die Strafverfolgungsbehörden energisch gehandelt haben“, sagte Buback der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Ich hatte inzwischen die Hoffnung aufgegeben, dass diesem dringenden Tatverdacht nachgegangen wird.“ Es wäre zu wünschen, dass ein Prozess die vollständige Wahrheit ans Licht bringt.
Bereits seit Juni 2008 hatte die Bundesanwaltschaft das Verfahren wieder aufgenommen und gegen Becker ermittelt. Bei einer Hausdurchsuchung vor einer Woche sind Unterlagen sichergestellt worden, die den Tatverdacht gegen Becker erhärten. DNA-Spuren auf dem Bekennerschreiben, das die RAF nach Bubacks Ermordung veröffentlichte, sollen von ihr stammen.
Zum ersten Mal verhaftet wurde Becker, nachdem sie 1972 einen Bombenanschlag auf einen britischen Yachtclub in Berlin verübt hatte, bei dem ein Bootsbauer starb. 1975 wurde der Berliner CDU-Vorsitzende Peter Lorenz von Mitgliedern den „Bewegung 2. Juni“ entführt. Die Täter pressten damit Becker frei, zusammen mit Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann, Rolf Heißler und Rolf Pohle. Die Terroristen wurden in den Jemen ausgeflogen, Lorenz wurde freigelassen.
1977 wurde Becker zusammen mit Günter Sonnenberg erneut festgenommen. Dabei kam es zu einem Schusswechsel mit einer Waffe, die auch beim Mord an Buback benutzt wurde. Wegen der Schießerei, bei der ein Polizist schwer verletzt wurde, wurde Becker 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt. 1989 wurde sie begnadigt und kam frei.
cl
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