Monika Hohlmeier: "Brüssel ist kein Austragsjob für mich"
Monika Hohlmeier kandidiert nach der Schlappe bei der bayerischen Landtagswahl für das Europaparlament - nicht in ihrem Oberbayern, sondern in Oberfranken. Die Strauß-Tochter im AZ-Interview über ihre neue Wahlheimat, alte Parteifreunde und Geld.
Am Dienstag war sie schon auf dem Weg nach Oberfranken in ihren neue Wahlheimat. In einem Überraschungs-Coup hatten CSU-Chef Horst Seehofer und sein Generalssekretär Karl-Theodor zu Guttenberg Strauß-Tochter Monika Hohlmeier in den Norden Bayerns verpflanzt. Dabei hatten die beiden noch unlängst propagiert, mit der „CSU-Hinterzimmerpolitik“ müsse es künftig ein Ende haben. Eine Oberbayerin an der Spitze der Oberfranken - das reißt auch alte Wunden auf. Parteiaustritte wurden bereits angekündigt. Hohlmeier nimmt das wie immer locker: „Ich habe drei SMS bekommen von Parteifreunden, die sich darüber freuen.“ Die AZ sprach mit Monika Hohlmeier.
AZ: Frau Hohlmeier, haben Sie wirklich solche Entzugserscheinungen von der Politik, dass Sie jetzt nach Oberfranken ziehen, um für Europa zu kandidieren?
MONIKA HOHLMEIER: Nein, Entzugserscheinungen habe ich nicht. Das war überhaupt nicht die Frage. Die meisten Gesetze in unserem Land werden durch die Europäische Union beeinflusst. Das wissen jedoch nur wenige Bürger. Die europäische Ebene gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das ist einer der Gründe für meine Kandidatur zum Europäischen Parlament. Ich werde vor allem auch die besondere Situation Oberfrankens als Grenzregion in die politische Diskussion einbringen.
Oder geht's Ihnen auch ums Geld? Denn ohne Landtagsmandat haben Sie 10 000 Euro weniger im Monat?
Ich war schon immer finanziell unabhängig und in der Lage, mein Geld auch in der Wirtschaft zu verdienen. Man sollte nie von der Politik abhängig sein, denn dann ist man nicht mehr frei in seinen Entscheidungen.
Es gibt diesen alten Politspruch: „Hast du einen Opa, schick in nach Europa." Nachdem Sie im Landtag ausgemustert sind, ist das doch nur ein Austragsjob.
Beginnt das Austragsalter jetzt schon mit 46 Jahren? Erstens habe ich ein hervorragendes persönliches Wahlergebnis erzielt, konnte jedoch aufgrund des Wahlsystems nicht in den Landtag einziehen. Zweitens wer Europa als Austragsjob sieht, hat von der Entwicklung des Europäischen Parlaments in den letzten 20 Jahren nichts mitbekommen. Viele glauben, dass die nationalen Wahlen wichtig sind, obwohl wesentliche Entscheidungen für Bayern in Europa getroffen werden. Die Europawahl am 7. Juni 2009 ist für Bayern von großer Bedeutung. Die CSU ist die einzige Partei , deren Abgeordnete zu hundert Prozent bayerische Interessen vertreten können. Ich habe mich bewusst entschieden und mit Überzeugung.
Aber so über Nacht, war die Entscheidung ja auch nicht. Sie hatten doch schon am Donnerstag einen Termin bei Horst Seehofer.
Doch, ich musste die Entscheidung sehr schnell treffen. Ich habe immer wieder Gespräche mit Horst Seehofer. Wir haben über die politische Situation gesprochen und auch abstrakt darüber, ob ich mir unter Umständen einen Wechsel der politischen Ebene vorstellen könne. Die konkrete Anfrage kam von Karl-Theodor zu Guttenberg und ist auf Überlegungen des Bezirksverbands Oberfranken zurückzuführen. Über ihre Kandidaten entscheiden nämlich die Bezirksverbände autark.
Sie sind erste Nachrückerin im Bayerischen Landtag. Wenn doch noch ein Mandat frei werden sollte, greifen Sie dann zu?
Nein. Das werde ich nicht. Ich habe mich für Europa entschieden. Und dabei bleibe ich jetzt auch.
Sind Sie froh, dass Sie die CSU-München und Ihre oberbayerischen Parteifreunde hinter sich lassen?
Nein. Wieso auch? Ich habe so viele gute Freunde in der CSU-Oberbayern. Wenn ich denke, wie mich mein Heimatkreisverband Ebersberg, oder auch die Miesbacher und viele andere im Landtagswahlkampf unterstützt haben. Ich habe mit der CSU-Oberbayern das beste Verhältnis.
Sie sind in München geboren, aufgewachsen und leben mit Ihrer Familie am Stadtrand in Vaterstetten. Fällt es Ihnen da nicht schwer, wegzuziehen. Wird Ihnen München fehlen?
Ich liebe meine Geburtsstadt München und lebe seit 20 Jahren mit Begeisterung in Vatertstetten. Aber auch Oberfranken hat wunderbare Städte und Dörfer. In Zeiten der Globalisierung sind zwei bis drei Stunden keine Entfernung.
Brechen Sie Ihre Zelte in München ganz ab?
Mein Hauptwohnsitz wird in Oberfranken sein und der Zweitwohnsitz in Vaterstetten. Auch mein Mann hat dem Umzug nach Oberfranken zugestimmt. Unsere beiden Kinder sind erwachsen und studieren in München beziehungsweise im Ausland. Sie werden so häufig wie möglich nach Oberfranken kommen.
Und was ist mit Ihrem Mann, der ist doch Schuldirektor am Behindertenzentrum?
Er wechselt in Kürze seine Tätigkeit. Er hat eine neue Aufgabe angenommen, wird auch in Franken zu tun haben.
Wo werden Sie in Oberfranken hinziehen? Nicht mal Ihr künftiger Bezirksvorsitzender Karl-Theodor zu Guttenberg lebt dort. Er wohnt mit Frau und Kindern in Berlin.
Der Hauptwohnsitz von Familie zu Guttenberg ist bekanntlich Guttenberg. Was mich anbetrifft ist im Falle meiner Wahl zur Europaabgeordneten mein wöchentliches Ziel Brüssel und Straßburg. Daher ist für mich eine gute Anbindung wichtig, die frühmorgens und spätabends gut bewältigbar ist. Zu Beginn des Jahres werde ich mit meiner Familie auf Wohnungssuche begeben.
Interview: Angela Böhm