Möglicherweise geistig Behinderter in USA hingerichtet
Im US-Staat Texas ist wieder ein möglicherweise geistig behinderter Mann hingerichtet worden.
Washington - Der 54-jährige Marvin Wilson starb am Dienstagabend (Ortszeit) im Gefängnis von Huntsville durch eine Giftspritze, nachdem das Oberste Gericht der USA grünes Licht für die Exekution gegeben hatte.
Wilson war wegen der Ermordung eines Polizeispitzels 1992 zum Tode verurteilt worden. Seine Anwälte hatten geltend gemacht, dass ihr Mandant nur einen Intelligenzquotienten von 61 habe und damit eindeutig geistig zurückgeblieben sei. Nach einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichts im Jahr 2002 dürfen geistig Behinderte nicht exekutiert werden. Die Grenze liegt bei einem IQ von 70.
Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, dass der Test, bei dem der niedrige IQ festgestellt worden war, aus dem Jahr 2004 stamme und fehlerhaft gewesen sei. Andere Untersuchungen seitdem wiesen darauf hin, dass Wilson nicht als geistig behindert einzustufen sei. Auch die Art und Weise, wie er früher als Drogenhändler agiert und wie er den Mord ausgeführt habe, deuteten auf Fähigkeiten hin, die die eines geistig Behinderten überstiegen.
Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International hatten eine Verschonung Wilsons gefordert. Bereits im Juli war in Texas trotz massiver Proteste der möglicherweise geistig gestörte Yokamon Hearn hingerichtet worden. Seine Verteidiger hatten vergeblich geltend gemacht, dass er an einer psychosozialen Behinderung leide und es keine angemessene medizinische Untersuchung gebe.
In den vergangenen Wochen hat außerdem ein ähnlicher Fall in Georgia für Aufsehen gesorgt. Dort sollte der verurteilte Mörder Warren Hill durch die Giftspritze sterben, obwohl er nach mehreren Gutachten einen Intelligenzquotienten von knapp 70 hat. Die Exekution war dann aber kurzfristig vom höchsten Gericht des Staates gestoppt worden, nachdem der 52-Jährige Einspruch gegen die Hinrichtungsmethode eingelegt hatte.
Die Hinrichtung am Dienstag war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die siebte in diesem Jahr in Texas. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 seien dort fast 500 Menschen exekutiert worden - mehr als ein Drittel aller vollstreckten Todesurteile in den USA.
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