Mitreden, mitwählen!

Arno Makowsky, Chefredakteur der AZ, über das Wahljahr 2013
von  Arno Makowsky

Was wünscht man sich für ein Jahr, in dem in Deutschland fünfmal gewählt wird, darunter der Bundestag und der Bayerische Landtag? Man wünscht sich, dass es spannend wird. Man wünscht sich, dass 2013 ein Jahr wird, in dem Politik wieder Spaß macht und die Menschen erreicht. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht.

Warum? Weil es 2013 wirklich um etwas geht. Erstens um wichtige Themen. Zum Beispiel: Wie teuer kommt uns die Energiewende? Wie viel Rente gibt es in Zukunft? Wohin exportiert Deutschland Panzer und Raketen? Wie schaffen es die Städte, genügend (ab 2013 einklagbare) Kindergartenplätze zu garantieren? Das Vorurteil, die Parteien würden doch alle dasselbe wollen, es werde über den Kopf der Bürger hinweg regiert und es sei ganz egal, wen man wähle – das stimmt ja einfach nicht. Wer so etwas behauptet, hat nur einfach keine Lust, sich Gedanken zu machen, mitzureden, sich zu informieren. Nur motzen ist halt bequemer.

Es ist nicht egal, wen man wählt. Schon gar nicht jetzt

Dabei gibt es – zweitens – durchaus viele Personalien, über die man wunderbar streiten und sich aufregen kann. Zum Beispiel darüber, wie es der Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, gerade schafft, den letzten Rest einer Chance gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu verspielen – das hat schon fast Komödienqualität. Seit Monaten kämpft Steinbrück mit dem Problem, als Raffke hingestellt zu werden – und was macht er? Fordert mehr Geld für den Bundeskanzler, also für das Amt, das er gerne ausüben möchte. Das ist so dilettantisch, dass man es kaum glauben kann.

Andererseits wirkt es in seiner Ehrlichkeit schon fast wieder sympathisch. Der Mann verdient zu wenig und ist beratungsresistent, das haben wir nun schon mal über Peer Steinbrück gelernt. Wäre nicht schlecht, wenn er diesem Bild bis zum nächsten Herbst noch ein paar Facetten hinzufügen würde. Und Christian Ude? Sein Wahlkampf plätschert bis jetzt etwas trübe dahin. Warum die SPD unbedingt in Bayern regieren muss, ist jedenfalls noch nicht so richtig klar geworden.

Die FDP nicht mehr im Bundestag? Es gibt Schlimmeres

Drittens geht es in diesem Jahr um wichtige Veränderungen in der Parteienlandschaft. Um die FDP etwa wird es spannend. Ihr Vorsitzender Philip Rösler ist der falsche Mann – das ist offensichtlich, jeder weiß es, aber die Partei reagiert nicht. Alle Umfragen deuten darauf hin, dass die Liberalen aus dem Bundestag herausfliegen, und das wäre vielleicht auch das Beste. In ihrem aktuellen Zustand braucht diese Partei kein Mensch. Und schon gar nicht in einer Murks-Koalition mit der Union. Und was ist mit den Piraten? Sind abgesoffen, und zwar völlig zu recht. Offenbar sind das digitale Zeitalter und der digitale Lebensstil doch noch nicht bereit für eine eigene Partei. Jedenfalls für keine, die vor allem aus hyperaktiven Internet-Schwätzern besteht.

In Bayern können wir 2013 zweimal wählen. Merkel oder Steinbrück, Seehofer oder Ude? Zweimal erleben wir einen Wahlkampf, der oft nerven wird, der aber auch unterhaltsam und aufregend sein kann. Machen wir mit. Es ist nicht egal, wer gewinnt.

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