Missbrauchsbeauftragter: Versprochener Hilfsfonds ist leer

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, warnt erneut vor Geldnot beim Hilfsfonds für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs in Familien.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, warnt erneut vor Geldnot beim Hilfsfonds für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs in Familien.

Berlin - Johannes-Wilhelm Rörig, der Missbrauchsbeauftrage der Bundesregierung, warnt erneut vor Geldnot beim Hilfsfonds für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs in Familien. "Wenn bis Jahresende nichts passiert, ist Ebbe", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Für den Fonds hatte die Politik 2011 bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals 100 Millionen Euro für schnelle Hilfen versprochen. Der Fonds sei praktisch schon leer, wenn alle bereits gestellten Anträge bearbeitet seien, ergänzte Rörig. Das Bundesfamilienministerium sieht das anders. "Es ist nicht davon auszugehen, dass die Fondsmittel im nächsten Jahr aufgebraucht werden", sagte eine Sprecherin.

Ursprünglich lautete die Rechnung so: 50 Millionen Euro für den Fonds für Opfer in Familien kommen vom Bund, 50 Millionen von den Ländern. Der Bund zahlte. Auch Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gaben nach dem Königsteiner Schlüssel Geld. Zuletzt entschied sich Hessen dafür. So kommen rund 62,5 Millionen Euro zusammen - nicht aber die zugesagten 100 Millionen. 13 der 16 Bundesländer hätten eine Einzahlung bisher konsequent verweigert, sagte Rörig. "Ich sehe ein wichtiges politisches Versprechen an die Opfer gebrochen, wenn der Bund jetzt nicht in Vorlage geht".

Barbarische Tradition: Initiationsritus - HIV-positiver Mann soll 100 Mädchen entjungfert haben

Mit den bisher gestellten rund 8000 Anträgen seien 64 Millionen Euro faktisch gebunden und der Fonds somit ausgeschöpft. Denn durchschnittlich würden rund 8000 Euro pro Person bewilligt. "Für neue Antragsteller ist dieser unsichere Zustand unzumutbar", kritisierte Rörig. Es könne nicht sein, dass die Politik ein nicht fundiertes Versprechen auf dem Rücken der Betroffenen austrage und sie nun erneut hängen lasse.

Das Familienministerium rechnet anders. Es bezieht allein die bisher rund 2000 beschiedenen Anträge in seine Kalkulation ein und kommt so auf 17 Millionen Euro gebundene Mittel.

Das Geld ist für Erwachsene gedacht, die in ihrer Kindheit und Jugend sexuelle Übergriffe in ihren Familien erlitten und bis heute unter den Folgen leiden. Sie können Geld für Therapien und Hilfsmittel beantragen, wenn ihre Krankenkasse dafür nicht zahlt.

Gelder könnten nicht ausreichen

Bis zum 19. November tagt ein Betroffenenkongress in Berlin. "Natürlich gibt es Befürchtungen, dass die Gelder nicht ausreichen", sagte Kerstin Claus vom Betroffenenrat. Sie fürchtet bereits für laufende Anträge, dass die Leistungen zurückgehen.

Das Bundesfamilienministerium sieht keinen Grund zur Beunruhigung. "Falls die Fondsmittel nicht ausreichen sollten, wird sich das Ministerium für eine haushaltsrechtliche Grundlage für die Einzahlung weiterer Mittel einsetzen", sagte eine Sprecherin. Über den Haushalt muss dann aber das Parlament beschließen - auf Basis eines Haushaltsplans der Regierung.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.