Millionen wollen Guttenberg zurück

Auf Facebook wollen Tausende ein Comeback des Ex-Ministers. Nun soll es Demos geben – aber die sind schwerer zu organisieren.
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Auf Facebook wollen Tausende ein Comeback des Ex-Ministers. Nun soll es Demos geben – aber die sind schwerer zu organisieren.

MÜNCHEN Am Samstag hat Uli Eckardt (44) keine Zeit für sein Hobby, Münchner Mädchen in heißen Dessous mit einer scharfen Chilischote zwischen den Lippen erotisch abzulichten oder „Shooting-Partys” in „Lack und Leder” zu organisieren. An diesem Samstag geht es für ihn nicht mehr um die Möchtegern-Stars aus den Stadtvierteln, sondern um einen echten Superstar, der die Republik spaltet. Zum ersten Mal in seinem Leben veranstaltet Eckardt am heutigen Samstag um 13 Uhr eine Demonstration am Münchner Rindermarkt: „Wir wollen Guttenberg zurück.”

Er gehört zur gleichnamigen Facebook-Gruppe, die die Rückkehr des Verteidigungsministers fordert. Fast 550000 Menschen haben sich inzwischen daran beteiligt – stellvertretend für die Millionen Deutschen, die sich auch in Umfragen Guttenberg zurückwünschten. Nun soll der Proteststurm auf die Straße gebracht werden. Doch im Internet klicken ist einfacher, als eine Demo zu organisieren. „Niemand hat sich dafür gemeldet”, klagt Eckardt. „Dann hab’ ich es halt gemacht.”

So wie Eckardt ticken und klicken gerade viele in Deutschland. Seit Guttenbergs Rücktritt schoss die Facebook-Seite „Wir wollen Guttenberg zurück” in Windeseile ganz nach oben. Mittlerweile haben mehr als eine halbe Million Menschen dort auf den Facebook-typischen „Gefällt-mir”-Button geklickt. Darunter sind zwar auch Guttenberg-Gegner, weil sie nur dadurch auf der Seite mitdiskutieren dürfen.

Aber wie auch immer: Der Rückhalt für den Ex-Minister online ist enorm. Fans entwerfen Aufkleber wie den auf Seite 1 abgedruckten „I’ll be back – KTG”. Das Zitat (nicht Plagiat!) aus dem Schwarzenegger-Film „Terminator” gestaltete der Schweinfurter CSU-Nachwuchs-Mann Martin Schlör. Ein Wirt fand die Sache so gut, dass er gleich T-Shirts mit dem Emblem drucken ließ für eine Guttenberg-Party am Wochenende.

In ganz Deutschland soll es am Samstag Guttenberg-Happenings geben. Via Facebook verabredeten sich die Fans zu Demonstrationen nicht nur in München und Nürnberg, sondern auch in 18 weiteren Städten. Dafür war am Freitag zwar noch nicht alles organisatorisch auf die Beine gestellt. Immerhin: In Berlin werden 1000 Teilnehmer auf dem Pariser Platz erwartet.
Wie viele Guttenberg-Fans in München zur Demo kommen werden, da ist Uli Eckhardt ratlos. Angemeldet hat er im Kreisverwaltungsreferat 50 bis 100 Personen. 89 haben sich am Freitag auf Facebook angesagt. Eckhardt gehört zu den Dauerpostern auf Facebook, die Stimmung für Guttenberg machen. Im Netz kennt sich der Münchner aus. Auch er hat in Bayreuth Jura studiert, aber abgebrochen. Danach machte er sich mit einer kleinen Software-Firma selbständig. Sein Foto-Studio betreibt er nebenher. „Eigentlich bin ich völlig unpolitisch”, sagt er über sich. „Aber hier wird ein Mensch auch von Mitgliedern des Bundestages zerstört. Das kann nicht sein.”

Die JU hat gleich Kontakt zu ihm aufgenommen. „Die wollen sich beteiligen”, sagt er. Eine Stunde wurde er im KVR aufgeklärt über seine Pflichten als Demo-Veranstalter. Ein bisschen mulmig ist ihm dabei schon: „Sobald mir der Einsatzleiter der Polizei sagt, dass es zu groß wird, lösen wir die Veranstaltung auf.”

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