Militärbasis in Syrien angegriffen - UN-Sitzung nach Giftgasvermutung

Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am Montag mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff auf die Stadt Duma in der Rebellenhochburg Ost-Ghuta. Zuvor treffen Raketen eine syrische Militärbasis. Wer steckt hinter dem Angriff?
Damaskus/New York - Nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Armee ist eine Militärbasis in Homs im Nordwesten des Bürgerkriegslandes mit Raketen beschossen worden.
Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Bei den Opfern handele es sich um Angehörige der syrischen Armee und ihrer Verbündeten, darunter Iraner. Die staatliche Nachrichtenagentur hatte zuvor nur von Toten und Verletzten gesprochen, aber keine Zahl genannt.
Syrische Medien berichten von israelischen Jets
Russland und Syrien machten Israel für den Luftangriff auf die Militärbasis verantwortlich. Zwei israelische Kampfjets vom Typ F-15 hätten aus dem libanesischen Luftraum heraus acht Raketen auf den Flugplatz T4 abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau den Agenturen Tass und Interfax zufolge mit. Die syrische Luftabwehr habe fünf der Raketen abgefangen. Die drei anderen hätten den westlichen Teil des Geländes getroffen, hieß es. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, israelische Jets hätten mehrere Raketen auf den Flugplatz abgeschossen. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, man wolle sich zu dem Vorfall nicht äußern.
Israel hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Ziele in dem Bürgerkriegsland bombardiert. Die Angriffe richteten sich nach Einschätzung von Beobachtern vor allem gegen die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah, einen engen Verbündeten der syrischen Armee. Die bewaffnete Gruppe wird vom schiitischen Iran finanziert.
Die USA und Frankreich dementierten jede Beteiligung an dem neuen Angriff. Die Militärbasis in Homs wird Berichten zufolge sowohl von syrischen Regierungstruppen als auch von iranischen Milizen genutzt, die an der Seite der Armee kämpfen. Israel hatte nach eigenen Angaben die Militärbasis im Nachbarland im Februar angegriffen, nachdem dort eine iranische Drohne gestartet war, die später in israelisches Hoheitsgebiet eindrang. Der Iran bestritt die Vorwürfe.
UN-Sicherheitsrat: Antrag auf Dringlichkeitssitzung
Der Raketenangriff folgt auf Berichte über einen mutmaßlichen Giftgasanschlag der syrischen Armee auf die Stadt Duma in der Rebellenhochburg Ost-Ghuta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt worden sein sollen.
Mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff befasst sich der UN-Sicherheitsrat am Montag. Die USA beantragten eine Dringlichkeitssitzung mit acht weiteren Staaten, darunter auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien. Auf Antrag Russlands soll es noch ein separates zweites Treffen geben.
Giftgasangriff von USA und Frankreich scharf kritisiert
US-Präsident Donald Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron hatten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien telefoniert, wie das Weiße Haus und der Elyséepalast mitteilten. Die beiden Staatsmänner hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff scharf kritisiert und sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Baschar al-Assad zur Verantwortung gezogen werden müsse.
Allerdings gab es zunächst keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der mutmaßliche Giftgaseinsatz auf das Konto Assads geht. Russland und der Iran weisen die Vorwürfe etwa zurück.
"Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art der Attacke auszutauschen und eine starke, gemeinsame Reaktion zu koordinieren", hieß es vom Weißen Haus nach dem Telefonat. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen koordinieren, hieß es aus dem Elyséepalast.
Evakuierung aus Duma nach mutmaßlichem Chemiewaffenangriff
Syrische Rebellen und Zivilisten begannen unterdessen ihren Abzug aus der Stadt Duma, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntagabend mitteilte. Die Evakuierung der Stadt, die von der islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam ("Armee des Islams") kontrolliert wird, war mit russischer Hilfe ausgehandelt worden. Laut einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana sollten die Kämpfer und ihre Familien mit Bussen in die nordsyrische Stadt Dscharablus gebracht werden.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian verurteilte die Angriffe der syrischen Armee auf die Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta scharf. Er sei in "extremer Sorge" angesichts von Berichten über einen neuerlichen Einsatz chemischer Waffen, erklärte Le Drian am Sonntag in einer Mitteilung. Frankreich werde im Kampf gegen die Ausbreitung von Chemiewaffen "jede Verantwortung" wahrnehmen, hieß es.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich in großer Sorge. "Sollte sich das bewahrheiten, worauf im Moment vieles hindeutet, dann hat das Regime - fast auf den Tag genau ein Jahr nach Khan Sheikhoun - erneut international geächtete Waffen eingesetzt und Unschuldige auf grausame Art und Weise getötet. Dies verurteilen wir auf das Schärfste", teilte ein Sprecher am Sonntag mit.
In den USA wuchs der Druck auf den Präsidenten. Der republikanische Senator Lindsey Graham sprach am Sonntag von einem "entscheidenden Moment" in Trumps Präsidentschaft. Trump könne nun die Entschlossenheit zeigen, die sein Vorgänger Barack Obama nie gezeigt habe, sagte Graham in der ABC-Sendung This Week.