Michael Glos will Ministeramt abgeben
Wirtschaftsminister Glos will schon vor der Bundestagswahl für Erneuerung sorgen: Völlig überraschend bot er CSU-Chef Seehofer seinen Rücktritt an. Da er in diesem Jahr 65 werde, wolle er einem neuen Kabinett sowieso nicht angehören.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer seinen Rücktritt angeboten. Das bestätigte am Samstag Ministeriumssprecher Steffen Moritz der Nachrichtenagentur AP. Aus dem Umfeld des Ministers war zu hören, er sei bereit, sofort von seinem Amt zurückzutreten. Nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» schrieb Glos in einem Brief an Seehofer, nach dem schwachen Abschneiden der CSU bei der bayerischen Landtagswahl sei «Erneuerung, Gestaltungskraft und Glaubwürdigkeit mehr denn je gefragt».
«Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen», heißt es der Zeitung zufolge weiter in dem Schreiben. Wegen seines Alters wolle er nach der Bundestagswahl keinem Kabinett mehr angehören. Er bitte Seehofer daher, ihn schon jetzt von seinen Ministerpflichten zu entbinden. Glos wird in diesem Jahr 65 Jahre alt. Damit liegt es an CSU-Chef Seehofer zu entscheiden, ob er Glos sofort durch einen anderen Politiker seiner Partei ersetzt oder ihn noch bis zur Bundestagswahl im Amt hält - was aber als unwahrscheinlich gilt. Seehofer lehnte am Rande der Sicherheitskonferenz in München jegliche Stellungnahme zu dem Bericht ab. Glos habe auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag von seiner Entscheidung telefonisch unterrichtet, berichtet die «Bild am Sonntag». Der am 14. Dezember 1944 in Unterfranken geborene Glos ist seit 2005 der erste CSU-Bundeswirtschaftsminister in der bundesdeutschen Geschichte. Zuvor hatte der damalige CSU-Chef Edmund Stoiber nach der vorgezogenen Bundestagswahl einen Wechsel als Wirtschaftsminister nach Berlin abgelehnt. Glos gilt als Vertreter einer konservativ ausgerichteten Wirtschaftspolitik, der aber in der großen Koalition nur wenige Akzente setzte. Vor seiner Tätigkeit als Minister war Glos lange Jahre Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag. (AP/dpa)