Merkels Umfragwerte: Polit-Lethargie
Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Umfragewerte der Kanzlerin.
Ein wenig gespenstisch ist das schon. 78 Prozent der Bürger glauben der Kanzlerin nicht. Nur eine Minderheit hat Vertrauen in die Aussagen und in das Krisenmanagement rund um die Spähaffäre. Und wie schlägt sich das in den Umfragen nieder? Die Union gewinnt einen Punkt dazu, landet bei 42 Prozent.
Man mag sich wundern, wie das zusammenpasst. Merkels Ministerriege glänzt mit Statistik-Tricksereien – Schröder zu Krippenplätzen. Mit beleidigtem Dilettantismus – de Maiziere zur Drohne. Oder mit haarsträubendem Duckmäusertum – Friedrich gegenüber der NSA. Und die Folgen bei den Wählern? Hart bei null. Man soll die Schwäche der Alternative nicht unterschätzen. Auch nicht die Sommer-Lethargie, die politische Wurschtigkeit befördert. Aber auch die Großwetterlage scheint günstig für Schwarz-Gelb. Zu anderen Zeiten würde die Truppe unserer Regierungs-Wagnerianerin als Laienspielschar von der Bühne gepfiffen. Jetzt kann sich Merkel sogar ein paar Tage „Ring“ auf dem Grünen Hügel gönnen.
Das Unangenehme beschweigen, allen alles versprechen und auf die Vergesslichkeit des Publikums setzen: Das ist die Taktik. Asymmetrische Demobilisierung nennen das Experten. Wem das zu hoch ist: Gerd Schröder nannte es „ruhige Hand“, bei Kohl hieß es „Aussitzen“. Es hat funktioniert – eine Zeitlang. Irgendwann haben die Wähler aber doch gemerkt, wann sie für dumm verkauft wurden: Der Tag wird auch bei dieser Regierung kommen.
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