Merkel und Medwedew: Die Sommerromanze

Beim deutsch-russischen Gipfel am Schwarzen Meer zeigt sich, wie gut Angela Merkel und Dmitri Medwedew harmonieren. Statt Kumpelhaftigkeit wie bei Schröder und Putin regiert nun der Flirt
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Die Sonne scheint, Merkel lächelt. Und Medwedew zeigt ihr voller Stolz seinen Garten.Foto: Reuters
az Die Sonne scheint, Merkel lächelt. Und Medwedew zeigt ihr voller Stolz seinen Garten.Foto: Reuters

Beim deutsch-russischen Gipfel am Schwarzen Meer zeigt sich, wie gut Bundeskanzlerin Angela Merkel und Dmitri Medwedew harmonieren. Statt Kumpelhaftigkeit wie bei Schröder und Putin regiert nun der Flirt

SOTSCHI Deutsch-russische Sommeridylle: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spaziert am Freitag mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew durch den Garten seiner Sommerresidenz in Sotschi am Schwarzen Meer. Schon Merkels Kleidung versprüht sommerliche Atmosphäre – das Sakko knall-lila, die Hose weiß. Die Sonne scheint, Merkel lächelt und Medwedew zeigt her, was sein Garten zu bieten hat. Anschließend loben beide die deutsch-russischen Beziehungen und verkünden einmütig mehrere gemeinsame Wirtschaftsvorhaben. So harmonisch hat man Merkel mit der russischen Staatsspitze selten gesehen.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt in Medwedews Sommerresidenz zu Gast. Damals überschatteten die Kämpfe zwischen Russland und Georgien um die nach Unabhängigkeit strebenden georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien die Gespräche. Dies scheint nun in weiter Ferne – obwohl die georgische Grenze nur wenige Kilometer weit weg liegt und die Probleme dort längst nicht gelöst sind.

Stattdessen konzentrieren sie sich auf Wirtschaftsfragen. Die Krise schweißt zusammen. Die Kanzlerin und der russische Präsident betonen die Bedeutung ihrer „strategischen Partnerschaft“ in der Krise und werben für einen russischen Einstieg beim Autobauer Opel.

Dass Merkel mit Medwedew besser kann als mit dessen Vorgänger Wladimir Putin, daraus macht sie keinen Hehl. In Sotschi wird gelächelt, geschäkert und gezwinkert. Schulterklopfende Verbundenheit wie zwischen Putin und Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gab es bei Merkel und Medwedews Vorgänger nicht – statt dessen offene Widerworte.

Seitdem Medwedew im Amt ist, läuft es besser. Der Austausch der Regierungen ist rege. Medwedew ist nicht in der Sowjet-Zeit groß geworden und gilt als liberal, modern und umgänglich. Das schätzt auch Merkel.

Trotz der Eintracht bleiben aber strittige Punkte. Wenige Tage vor Merkels Besuch wurden erneut Menschenrechtsaktivisten in Tschetschenien ermordet – die Bürgerrechtlerin Sarema Sadulajewa und ihr Mann. Immer wieder werden Menschenrechtler in Russland attackiert und umgebracht, Journalisten leben gefährlich. Für Merkel ist das nicht hinnehmbar. Medwedew hört sich ihre Mahnungen in Sotschi artig an und verspricht Aufklärung. Experten bezweifeln jedoch, dass seine Macht bis in die kritischen Kaukasusregionen reicht. Merkel schaut ein wenig skeptisch, aber doch wohlwollend. Die deutsch-russische Idylle mag auch sie nicht zerstören.

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