"Mehr Therapie statt Bürokratie"

Bayerns Minister für Gesundheit zeigt Verständnis für den Streik der Fachärzte. Im AZ-Interview spricht über über das Honorarsystem und den Vorwurf, dass Ärzte gar nicht so arm seien.
von  Abendzeitung
Markus Söder - schwere Zeiten für den Stoiber-Ziehsohn
Markus Söder - schwere Zeiten für den Stoiber-Ziehsohn © dpa

Bayerns Minister für Gesundheit zeigt Verständnis für den Streik der Fachärzte. Im AZ-Interview spricht über über das Honorarsystem und den Vorwurf, dass Ärzte gar nicht so arm seien.

AZ: Herr Minister, wie stehen Sie zum Fachärztestreik?

MARKUS SÖDER: Ich habe Verständnis. Obwohl es durch den Einsatz der Staatsregierung für die Ärzte 280 Millionen Euro mehr gibt, kommt das Geld in den Praxen nicht gleichmäßig an.

Woran liegt das?

Durch die zentralistische und bürokratische Honorarreform des Bundesgesundheitsministeriums gibt es massive finazielle Verwerfungen zwischen den einzelnen Facharztgruppen. Dieses System bevorzugt zunächst grundlegend die ostdeutschen Fachärzte – sie bekommen bis zu 20 Prozent mehr Geld. Aber auch unter den Fachärzten gibt es noch einmal Riesen-Unterschiede. Einige gewinnen, viele verlieren. Dabei ist das System kaum verständlich und völlig intransparent.

Was wollen Sie tun?

Wir wollen, dass diese Reform wieder ausgesetzt wird. Stattdessen soll nach dem bewährten alten System abgerechnet werden. Deshalb wird Bayern dazu im Bundesrat aktiv. Wir haben von Bayern aus bereits vereinbart, dass kein Facharzt mehr als fünf Prozent an Verlust befürchten muss.

Wie muss das System geändert werden?

Wir brauchen wieder mehr Regionalität statt Zentralismus, mehr Therapie statt Bürokratie. Die bayerischen Ärzte und Krankenkassen sollen selbst entscheiden, wie die Gelder verteilt werden. Im Schnitt gibt es im Vergleich zum Quartal des Vorjahres für die Fachärzte insgesamt 4,2 Prozent mehr. Das muss jetzt unter den Ärzten solidarisch verteilt werden, damit die Patienten optimal versorgt werden können.

Dass Ärzte so arm sind, will in der Bevölkerung niemand glauben.

Bayerische Ärzte erbringen Spitzenleistungen – das muss auch honoriert werden. Jedoch sind einzelne Forderungen von Ärzten auf Bundesebene nach einer Milliarde Euro zusätzlich für Honorare unangemessen. Das würde Steuererhöhungen bedeuten. Fakt ist: Es gibt mehr Geld, das muss endlich in den Praxen ankommen.

Interview: Volker ter Haseborg

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