Mehdorn lässt es krachen: Bahntickets werden teurer

Um 3,9 Prozent steigen die Preise und auch ein „Bedienzuschlag“ wird ab Dezember fällig. Der Aufschlag sei wegen der gestiegenen Energie- und Personalkosten nötig. „Unter dem Strich fallen die Kostensteigerungen für Bahnfahrer deutlich geringer aus als für Autofahrer oder Flugreisende.“
BERLIN/ KASSEL Wegen freilaufender Schafe hatten in Hessen zahlreiche Züge am Donnerstag Verspätung. Die Tiere standen auf den Gleisen, der Zugführer konnte gerade noch bremsen. Und was macht die Bahn? Die hob die Preise für ihre Tickets am Freitag im Schnitt um 3,9 Prozent an – seit der Gründung des Unternehmens als Bahn AG im Jahr 2004 die elfte Erhöhung
Ab Mitte Dezember werden die Preise für Zweite-Klasse-Tickets und Zeitkarten steigen und auch die Bahncard wird teuer. Besonders happig wird es für Reisende, die am Schalter oder Telefon buchen: Sie müssen erstmals einen „Bedienzuschlag“ von 2,50 Euro zahlen. Die Bahn begründete den Zuschlag damit, dass damit über 400 Reisezentren erhalten würden.
Bahnvorstand Karl-Friedich Rausch sprach von „einem moderaten Anstieg“. Der Aufschlag sei wegen der gestiegenen Energie- und Personalkosten nötig. „Unter dem Strich fallen die Kostensteigerungen für Bahnfahrer deutlich geringer aus als für Autofahrer oder Flugreisende“, sagte Rausch. Wie viel Geld der Aufschlag in die Kassen des Konzerns spülen werde, wollte er nicht verraten. Zuletzt waren die Bahn-Preise im Dezember 2007 um 2,9 Prozent gestiegen.
Ein paar Beispiele:
Eine Fahrt von München nach Hamburg kostet 127 Euro. Ein Plus von 4,1 Prozent.
Die Bahncard 25 wird mit 57 Euro im Jahr um drei Euro teurer. Die Bahncard 50 kostet künftig 225 Euro (jetzt: 220 Euro).
Das Schönes-Wochenende-Ticket verteuert sich um zwei Euro. Endpreis am Schalter: 41, 50 Euro
Das Angebot „Dauer-Spezial“ – je nach Strecke und Verfügbarkeit zwischen 29 Euro und 69 Euro – wird um ein weiteres Jahr verlängert. Zudem will die Bahn bis 2011 für rund 150 Millionen Euro neue moderne Automaten kaufen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn sagte, teurere Tickets würden die Kunden abschrecken. Die Preiserhöhung sei deshalb „strategisch falsch“. Auch die neue Servicegebühr von 2,50 Euro für Nicht-Internetkunden kritisierte Pro-Bahn-Vorsitzende Karl-Peter Naumann: Sie grenze Menschen aus.
Vom Umweltverband Nabu erklärte Geschäftsführer Leif Miller: „Mit der Preiserhöhung verabschiedet sich die Bahn endgültig von der Absicht, mehr Menschen von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene zu holen.“ Die Tarife seien ein „falsches verkehrspolitisches Signal“.