Mehdorn bricht sein Wort: Bahnfahren wird teurer
BERLIN - Konzernchef Mehdorn wie Pinocchio: Noch im April hatte Mehdorn Preiserhöhungen ausgeschlossen. Jetzt macht er eine Rolle rückwärts und verkündet: Bahnfahren wird ab Dezember teurer, damit der Börsengang ein Erfolg wird.
1,4 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern im ersten Halbjahr, 6,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – trotzdem lässt die Bahn ihre Kunden zur Ader. Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember werden die Ticketpreise steigen, kündigte Bahnchef Hartmut Mehdorn gestern an. Um wieviel, will er im September mitteilen.
Als Begründung für die Preiserhöhung führte Mehdorn die gestiegenen Energie- und Personalkosten an. Zuletzt waren Fahrkarten im Nah- und Fernverkehr im Dezember 2007 im Schnitt um 2,9 Prozent teurer geworden. Für 2008 hatte der Konzern eine Preisgarantie gegeben.
Jetzt ist Mehdorn wortbrüchig geworden. Mit ein Grund dafür dürfte der geplante Börsengang sein. Wann genau der stattfinden soll, ist noch unklar – „im Herbst“ lautet bisher der offizielle Termin. Für den Sprung auf den Aktienmarkt wurde eigens die Tochter DB Mobility Logistics (Personen- und Güterverkehr) gegründet. Knapp ein Viertel der Mobility-Aktien soll an Anleger verkauft werden, der Rest im Besitz des Bundes bleiben.
Internationale Investoren unbedingt nötig
Zusammen mit seinem Finanzvorstand Diethelm Sack ist Hartmut Mehdorn zurzeit auf Roadshow, versucht internationale Investoren für sein Unternehmen zu gewinnen. Die braucht er unbedingt. Der Bahn-Börsengang ist noch ambitionierter als der Börsengang der Post, bei dem immerhin fünf Milliarden Euro eingesammelt wurden. Dabei setzen die niedrigen Kurse an den Aktienmärkten nicht gerade ideale Rahmenbedingungen. Für Großinvestoren sind außerdem die künftigen Mehrheitsverhältnisse bei Investoren wenig einladend. Professionelle Anleger fürchten bei Staatsunternehmen, dass die Rendite zu kurz kommt. Wohl auch deswegen setzt Hartmut Mehdorn jetzt noch mehr auf Ertrag und dreht an der Preisschraube.
Schon im Frühjahr hatte die Berliner Beratungsfirma KCW gewarnt, eine Bahn-Teilprivatisierung könnte sich unheilvoll auf die Geschäftspolitik des Unternehmens auswirken. Die Experten prophezeiten, die Bahn werde ihr Streckennetz unter dem Einfluss von Investoren zusammenstreichen und die Ticketpreise erhöhen.
Am Montag versprach Mehdorn allerdings, die Bahn wolle die internationalen Direktverbindungen ausbauen. „Es wird keine Ausdünnung und keine Stilllegung geben“, sagte er. Viele Fluggesellschaften streichen zurzeit wegen der hohen Kerosinpreise Flüge – da will Mehdorn mit Alternativ-Angeboten punkten. Im ersten Halbjahr 2008 konnte die Bahn die Zahl der Fahrgäste in den Zügen immerhin um 3,1 Prozent auf 941 Millionen steigern.
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