McCains größter Fehler

Zuerst sah es so aus, als wäre John McCain mit Sarah Palins Nominierung der große Coup gelungen. Doch die Kür der naiv-nassforschen Gouverneurin aus Alaska hat seine Chancen ruiniert. Palins schönste Possen und Peinlichkeiten.
Sie hat’s verbockt: Sarah Palin. Die Nominierung der Vize-Präsidentschaftskandidatin hat John McCain politisch das Genick gebrochen – da waren sich viele Analysten in der Wahlnacht einig. I
In den allerersten Tagen nach ihrer Nominierung Ende August sah es so aus, als hätte John McCain den großen Coup gelandet. Sie sollte der Joker sein, der die Frauen bindet, die von Hillarys Niederlage enttäuscht sind; die rechtskonservativen Christen, denen McCain zu liberal ist; die Hockey-Moms, die mitfühlen mit der 44-Jährigen, die gerade ein behindertes Baby zur Welt gebracht hat und deren 17-jährige Tochter schwanger ist. Doch diese Konstruktion hatte einige entscheidende Fehler: Erstens war dies zu viel auf einmal – die Fans der selbstbewussten Hillary und die Ultra-Religiösen kann man nicht gleichzeitig anziehen.
Zweitens war Palin ganz einfach zu unbedarft. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise - ein Thema, bei dem beide Kandidaten keine Experten sind - guckten viele Wähler besorgt, ob sie wenigstens in der Lage sind, Fachleute an sich zu binden. Da war die Nominierung der Gouverneurin von Alaska, die ihre außenpolitische Kompetenz damit begründete, dass sie Russland von ihrer Heimat aus sehen könne, für McCain verheerend.
"So peinlich, dass man sich die Augen zuhält"
Auch den Republikanern dämmerte bald, was für ein Stolperstein die naiv-nassforsche Regionalpolitikerin ist. „Wenn sie Interviews gibt, geht es einem wie Eltern bei der Schulaufführung: Es ist so peinlich, dass man sich die Augen zuhält“, ätzte eine konservative Kolumnistin.
Eine Peinlichkeit reihte sich an die andere: Dass sie bei ihrer Eigen-Präsentation gesagt hatte, von einem Pitbull unterscheide sie nur der Lippenstift, wurde Sarah Palin noch als Selbstironie ausgelegt. Schon ernster waren die Vorwürfe, sie habe ihr Amt missbraucht, um einen Beamten zu feuern, der sich geweigert hat, den Ex-Mann ihrer Schwester zu entlassen. Als nächstes kaufte sie sich für 15000 Dollar aus der republikanischen Wahlkampfkasse neue Klamotten – das fanden viele Spender nicht lustig.
Und als letztes fiel sie noch einige Tage vor der Wahl spektakulär auf einen Telefonscherz rein – und unterhielt sich mit dem vermeintlichen Nicolas Sarkozy über Babyrobben, Sex und ihre Ambition, in acht Jahren selbst Präsidentin zu sein. Das wird jetzt wohl eher nichts.
Anja Timmermann