Massive Kämpfe in Gaza: Zahl der Opfer steigt
Gaza/Tel Aviv - Eine kurze humanitäre Feuerpause sollte dazu genutzt werden, um die Toten, die auf den Straßen lagen, zu bergen. Auf Initiative des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) vereinbarten Israel und die radikal-islamische Hamas am Sonntag eine Feuerpause für Sadschaija. Sie trat um 12.30 Uhr MESZ in Kraft und sollte zwei Stunden andauern.
Der palästinensische Sender Al-Aksa veröffentlichte am Morgen Bilder, die die Zerstörung in Sadschaija zeigen sollen. Darauf sind mehrere Leichen zu sehen, die in den Straßen liegen. Nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte sind unter den Opfern auch ein palästinensischer Kameramann und ein Rettungssanitäter.
Bei dem getöteten Journalisten soll es sich um Chaled Hamad handeln. Twitter-Fotos zeigten ihn in einer blutverschmierten Schutzweste mit der Aufschrift "Press". Die israelische Armee gab am Sonntag bekannt, dass ihre Soldaten in Sadschaija zehn Tunneleingänge gefunden hätten.
Seit Beginn der Bodenoffensive am Donnerstagabend sind nach palästinensischen Angaben mehr als 100 Menschen getötet worden. Rund 400 Menschen wurden bei den jüngsten Angriffen verletzt.
Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen in hoffnungslos überfüllten Krankenhäusern im Gazastreifen. Palästinensische Ärzte beklagen einen Mangel an Medikamenten und Ausrüstung bei der Behandlung der vielen Opfer. Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, sie errichte ein Feldlager nahe der Grenze zum Gazastreifen. Dort sollen verletzte Palästinenser behandelt werden.
Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verglich den Militäreinsatz Israels mit den Gräueln des Nazi-Diktators Adolf Hitler. Die Israelis verfluchten Hitler für den Holocaust, "aber jetzt hat der terroristische Staat Israel mit seinen Gräueltaten in Gaza Hitler übertroffen", zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu aus einer Rede des Politikers in der Stadt Ordu. Zugleich betonte Erdogan: "Der Ärger und Abscheu der Türkei richtet sich gegen den Unterdrücker Israel, nicht gegen das jüdische Volk."
Militante Palästinenser setzten am Sonntag den Beschuss Israels fort. Seit Mitternacht wurden nach Militärangaben rund 30 Raketen auf den Süden des Landes abgefeuert.
Israels Armee will in den kommenden Tagen weiter mit Bodentruppen gegen unterirdische Tunnel im Gazastreifen vorgehen. "Wir haben mehr Soldaten in größeren Gebieten im Einsatz", sagte Militärsprecher Peter Lerner am Sonntag zur Ausweitung der Bodenoffensive.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden 70 "Terroristen" bei den Gefechten getötet. Militärsprecher Lerner sagte, 470 Ziele seien seit Beginn der Bodenoffensive, insgesamt 2600 seit Beginn der Luftoffensive am 8. Juli angegriffen worden. Seit Beginn des Bodeneinsatzes am Donnerstagabend starben fünf israelische Soldaten.
Bei Israels Suche nach Tunneleingängen im Gazastreifen leiste die Hamas heftigen Widerstand, sagte Lerner. Es gebe schwere Gefechte mit militanten Palästinensern an verschiedenen Orten. Bislang seien 14 Tunnel mit 36 Zugangspunkten gefunden worden. Sie sollten nach gründlicher Untersuchung mit Sprengstoff zum Einstürzen gebracht werden. "Einige dieser Tunnel sind eigentlich Bunker", sagte Lerner. Es seien dort auch viele Waffen gelagert worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt am Sonntag seine Vermittlungsbemühungen im Konflikt zwischen Israel und der Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha. Nach UN-Angaben will Ban danach nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman fahren. Ziel sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden. Ebenfalls in Katar trifft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Sonntag Hamas-Exil-Chef Chaled Maschaal zu Beratungen über eine Feuerpause im Konflikt mit Israel.
In seiner Rede am Petersplatz forderte Papst Franziskus ein Ende der Auseinandersetzungen im Nahen Osten sowie der Ukraine. "Möge der Gott des Friedens in jedem das Verlangen nach Dialog und Aussöhnung hervorbringen", sagte Franziskus.