Mascher: „Verantwortlich sind die Nullrunden“
AZ: Frau Mascher, wie arm sind unsere Rentner?
Ulrike Mascher: Altersarmut ist keine Randerscheinung mehr. Die Zahlen der Rentner, die Probleme haben, mit ihrer Rente auszukommen, steigen stetig an. Laut Statistischem Bundesamt sind rund 512 000 Personen auf die Leistungen der Grundsicherung im Alter angewiesen, Tendenz steigend.
Viele Senioren schlagen sich mit Minijobs durch.
Ja, auch die Zahl an Rentnern, die mit Minijobs versuchen, ihre kargen Altersbezüge aufzubessern, ist deutlich gestiegen und ein Hinweis auf die wachsende Altersarmut. Arbeiteten 2003 bundesweit noch knapp 533 000 über 65-Jährige in einem Minijob, waren es im März 2015 bereits 904 000.
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Wie sieht die Zukunft aus?
Die Altersarmut wird noch größer werden.
Tut die Politik zu wenig für unsere Senioren?
Ja, sonst würde sich der Trend zur Altersarmut nicht fortsetzen. Verantwortlich dafür ist die Rentenentwicklung der letzten Jahre. Man erkennt, dass die vielen Minianpassungen und Nullrunden nicht spurlos an den Rentnern vorbeigegangen sind. Die Erhöhung im kommenden Jahr haben sie sich verdient. Vermutlich wird sie in dieser Höhe aber ein Ausreißer nach oben bleiben.
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Was muss die Regierung tun?
Das Rentenniveau muss bei 50 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns stabilisiert werden. Um das Armutsrisiko spürbar zu senken, müssten zudem die Abschläge für Erwerbsminderungsrentner von 10,8 Prozent abgeschafft werden. Hier liegen die durchschnittlichen Zahlbeträge bei Neurenten sogar unterhalb des Grundsicherungsniveaus. Darüber hinaus braucht es vorbeugende Maßnahmen. Wer als Arbeitnehmer ordentlich verdient, wird auch eine ordentliche Rente bekommen. Gleichzeitig müssen prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs sowie Leih- und Zeitarbeit eingedämmt werden.
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