Martin Runge: Dr. No führt die Grünen

Martin Runge gewinnt die Wahl an die Fraktionsspitze im Landtag: Der Verkehrsexperte passt der CSU prima ins Konzept, die Grünen als Nein-Sager darzustellen
von  Angela Böhm
Thomas Mütze war Runges Nachfolger
Thomas Mütze war Runges Nachfolger © dpa

 

Martin Runge gewinnt die Wahl an die Fraktionsspitze im Landtag: Der Verkehrsexperte passt der CSU prima ins Konzept, die Grünen als Nein-Sager darzustellen. 

MÜNCHEN- Während alle über die Frauen-Quote reden, haben die Grünen im bayerischen Landtag ihre liebe Not mit den Herren der Schöpfung. Unter den 19 Fraktionsmitgliedern sind nur acht Männer. Und die drängt es nicht unbedingt an die Doppelspitze, die sie sich mit einer Frau teilen müssen.

Schließlich gibt’s in der Ökopartei auch kein wirksames Lockmittel. Während bei CSU und SPD die Männer an die Fraktions-Spitze drängen, weil ihnen dort ein Ministergehalt winkt, gibt’s bei den Grünen nur eine kleine Aufwandsentschädigung von 800 Euro pro Monat, weil der Fraktionschef ja in ganz Bayern unterwegs sein muss. Unbedingt antun will sich da den arbeitsintensiven Job von den Herren keiner.

Jetzt macht es der Gröbenzeller Martin Runge. Für ihn war es der zweite Anlauf. Schon einmal hatte er es gegene 2003 versucht, war damals aber gegen den Germeringer Sepp Dürr gescheitert.
Runge (53), der sich selber schon gerne mal als „Dr. No” vorstellt, ist anerkannter Verkehrsexperte der Fraktion und seit 1996 Mitglied im Landtag. Er führt die Protestbewegung gegen die zweite Stammstrecke in München an und zieht auch bei den Gegnern von Olympia 2018 die Fäden. Im Umgang gilt er in der Fraktion eher als schwierig. Er soll nun die Grünen in die Landtagswahl 2013 führen. Das wird die CSU freuen, denn Runge passt genau in ihre Strategie, dass die Grünen gegen alles sind.

Seinen damaligen Bezwinger Sepp Dürr hatte ein Comeback nicht mehr gereizt. Dürr machte seinen Platz für Sepp Daxenberger frei, als der vom Rathaus in Waging wieder in den Landtag wechselte. Gemeinsam mit Christine Stahl, die inzwischen Vizepräsidentin des Landtags ist, hat er damals die zerstrittene Fraktion befriedet. Inzwischen hat Dürr Furore als Chefaufklärer der BayernLB gemacht. Zweimal wurde er in dieser Funktion schon zum BR-Stammtisch geladen. „Wenn das auch so geht, braucht er doch nicht die ganze Arbeit als Fraktionschef auf sich nehmen”, sind sich seine Freunde sicher.

„Die Grünen sind freiheitsliebend”, heißt es in der Fraktion. Vor allem lieben sie die eigene Freiheit. Da lässt sich keiner gerne in so ein Amt einspannen. Keine Chance hatte der Allgäuer Thomas Gehring (52), der sich mit Runge zu Wahl gestellt hatte. Der Wirtschafts-Experte gilt zwar als „moderater Mensch”, ist aber erst seit zwei jahren im Landtag.

Was auf einen zukommt als Fraktionschef, musste Thomas Mütze erfahren. Überraschend hatte er diese Woche das Handtuch geworfen. So aufreibend hatte er sich den Job nicht vorgestellt, als er das Amt im Sommer vom krebskranken Sepp Daxenberger übernommen hatte, der kurz danach starb. Offen und ehrlich gab Mütze jetzt zu: „Ich kann’s nicht.” Die Schuhe seien ihm doch zu groß. Es sei nicht seine Stärke, das Amt auszufüllen. „Ich hatte schlaflose Nächte.” Der 44-jährige Aschaffenburger will sich mehr um seine beiden Söhne kümmern. Kein Problem dagegen gibt es bei den grünen Frauen: Die Münchnerin Margarete Bause bleibt an der Fraktionsspitze. 

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