Markus Hebgen: Der Schwarze im Rotlicht

Weil er das Geld der Mainzer CDU-Fraktion im Puff verjubelt hat, bekommt der frühere Geschäftsführer zwei Jahre auf Bewährung.
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Vom CDU-Fraktionsgeschäftsführer zum Hartz-IV-Empfänger: Markus Hebgen gestern als Angeklagter vor dem Amtsgericht Mainz.
dpa Vom CDU-Fraktionsgeschäftsführer zum Hartz-IV-Empfänger: Markus Hebgen gestern als Angeklagter vor dem Amtsgericht Mainz.

Weil er das Geld der Mainzer CDU-Fraktion im Puff verjubelt hat, bekommt der frühere Geschäftsführer zwei Jahre auf Bewährung.

MAINZ Jähes Ende einer Schmierenkomödie rund um Politik, käuflichen Sex und Betrug: Das Amtsgericht Mainz hat den früheren rheinland-pfälzischen CDU-Fraktionsgeschäftsführer Markus Hebgen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss er 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Der 44-Jährige hatte zuvor ein umfangreiches Geständnis abgegeben und Untreue in 18 Fällen sowie Betrug eingeräumt.

Als CDU-Funktionär hat Hebgen zwischen 2003 und 2006 insgesamt 83500 Euro veruntreut. 30000 Euro soll er aus der Fraktionskasse abgezweigt haben – einen Teil des Geldes verjubelte er im Rotlichtmilieu. Zudem soll er die Kasse der bundesweiten CDU-Fraktionsvorsitzenden-Konferenz geplündert haben.

Richterin Franziska Freitag sagte, Hebgen stehe vor „dem Scherbenhaufen seines Lebens“. Als er in die „glanzvolle Stellung“ des Geschäftsführers der Landtagsfraktion aufgestiegen sei, sei sein Privatleben bereits in Unordnung gewesen. Sein Einkommen habe bald nicht mehr ausgereicht, seinen aufwändigen Lebensunterhalt zu finanzieren.

Hebgen selbst, der mittlerweile von Hartz IV lebt, sagte, er habe nach der Scheidung von seiner ersten Frau die Kontrolle über seine Finanzen verloren. Er habe privat und beruflich als Macher und nicht als Versager dastehen wollen: „Ich habe versucht, es allen irgendwie recht zu machen.“ Hebgen war damals die rechte Hand von Landes- und Fraktionschef Christoph Böhr, eines distinguierten Philosophen. Umso mehr ließ es der Adlatus krachen: Rund 11000 Euro gab Hebgen für den Besuch von Rotlicht-Bars und Bordellen aus. Pikanterweise zahlte er diese Vergnügungen mit der Fraktionskreditkarte, was der CDU seitdem Hohn und Spott vom politischen Gegner einbringt. Dazu ließ er sich aus der Fraktionskasse Vorschüsse in Höhe von 2800 Euro auszahlen sowie Beihilfe für fingierte Krankheitsfälle in Höhe von 10 700 Euro.

Vor dem Prozess hatte Hebgen gedroht, er werde vor Gericht „auspacken“. Daraufhin war in Mainz spekuliert worden, der Ex-Geschäftsführer könnte die Namen nennen, die er der Staatsanwaltschaft genannt haben will: die von fünf CDU-Landtagsabgeordneten, die ihn angeblich beim 2900 Euro teuren Besuch des Berliner Edelpuffs „Rascona“ begleitet haben sollen.

Ein Jahr vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz ist der dortigen CDU die Sache natürlich höchst unangenehm. Landeschef Christian Baldauf: „Herr Hebgen ist eine Person, mit der wir nichts zu tun haben wollen.“jox

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