Marine Le Pen gegen Emanuel Macron - Die Wahlen in Frankreich
Die Welt schaut am Sonntag gespannt auf Frankreich. Kann Marine Le Pen Präsidentin werden? Oder setzt sich der linksliberale Favorit Emmanuel Macron durch? Die AZ vergleicht die Programme der Kandidaten.
Paris - Ein chaotischer Wahlkampf nähert sich dem Ende. Die Franzosen entscheiden an diesem Sonntag über ihren neuen Präsidenten. Kurz vor Schluss verliert die Rechtsaußenkandidatin Marine Le Pen nach einer Schlammschlacht im Fernsehen an Zustimmung.

Kontrahent und früherer Wirtschaftsminister Emmanuel Macron geht somit als klarer Favorit in das Finale. Der Senkrechtstarter könnte am Sonntag auf 61,5 bis 62 Prozent der Stimmen kommen. Das ergaben letzte Umfragen. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen erreicht demnach nur 38 bis 38,5 Prozent.
Richtungsweisend für den ganzen Kontinent
Die Stichwahl gilt wegen des Anti-EU-Kurses von Front-National-Chefin Le Pen als Richtungsentscheidung für den ganzen Kontinent. Macron hingegen gilt als Freund Europas und Deutschlands.
Aber auch sonst haben die beiden Kandidaten völlig konträre Ansichten, insbesondere zur Globalisierung und zur Wirtschaftspolitik: Die AZ vergleicht die Programme Le Pens und Macrons vor dem entscheidenden Urnengang:
WIRTSCHAFTS-, SOZIAL- UND FINANZPOLITIK
Le Pen: Sie will zur Rente mit 60 statt 62 zurückkehren und weniger Steuern für Geringverdiener. Produkte von Firmen, die Fabriken ins Ausland verlagern, sollen mit 35 Prozent besteuert werden. Auch Arbeitsverträge mit Ausländern sollen besteuert werden.
Macron: Der Ex-Wirtschaftsminister will das Land wettbewerbsfähiger machen, das Arbeitsrecht lockern, 120 000 Stellen im öffentlichen Dienst abbauen und in fünf Jahren 60 Milliarden Euro einsparen.
EINWANDERUNG
Le Pen: Die Rechtspopulistin will die Einwanderung drastisch verringern und die Bedingungen des Asylrechts verschärfen. Wer illegal nach Frankreich kommt, soll keine Chance auf Legalisierung und Staatsbürgerschaft haben.
Macron: Er will lokale Integrationsprogramme schaffen. Am aktuellen Flüchtlingskurs will er festhalten. Asylanträge sollen in höchstens sechs Monaten bearbeitet werden.
SICHERHEIT
Le Pen: Ausweisung von ausländischen Straftätern und Menschen, die als islamistische Gefährder eingestuft werden. Sie plant die Einstellung von 15 000 Polizisten und 40 000 neue Gefängnisplätze.
Macron: Er will 10 000 neue Polizisten einstellen und 15 000 Gefängnisplätze schaffen. Macron plant, die Arbeit der Geheimdienste im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bündeln.
VERTEIDIGUNG
Le Pen: Frankreich soll sich aus dem Kommando der Nato zurückziehen. Die Verteidigungsausgaben sollen von 1,8 auf 3 Prozent der Wirtschaftskraft steigen, ein zweiter Flugzeugträger gebaut werden.
Macron: Steht zur Nato. Er will die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent der Wirtschaftskraft steigern.
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