Margot Honecker: So schwärmt sie über die DDR

In den Medien werde ständig die DDR «in Misskredit» gebracht. Dennoch wollten viele Ostdeutsche den Sozialismus zurück, sagt Margot Honecker in einem Internet-Video. Dann singt sie «vorwärts und nicht vergessen». Mit Video
Auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer trauert Margot Honecker der DDR offenbar immer noch hinterher. «Alles das, was wir geschaffen haben in vierzig Jahren, das ist nicht wegzuleugnen», sagt die 82-jährige Witwe des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker in einem Video, das im Internet zu sehen ist.
Das Video entstand am 7. Oktober - dem Tag der DDR-Staatsgründung - bei einer Feier ehemaliger politischer Flüchtlinge, die 1973 nach dem Militärputsch in Chile in der DDR Asyl fanden. So steht es zumindest in einer Beschreibung, die zusammen mit dem Video auf der Internetseite Youtube veröffentlicht wurde.
Honecker vor DDR-Fahne
In dem Video hält Honecker vor der Nationalflagge der ehemaligen DDR eine Rede. An welchem Ort der Film aufgenommen wurde, ist nicht zu sehen. Der Urheber wird nicht genannt. Anlass ist offenbar der 60. Jahrestag der DDR-Gründung. Die wohl meistgehasste Frau in der ehemaligen DDR war im Sommer 1992 aus ihrem Moskauer Exil allein nach Santiago de Chile zu ihrer Tochter Sonja und deren Kindern gereist. Gegen ihren Mann lag ein Haftbefehl wegen der Todesschüsse an der Mauer vor. 1993 folgte der schwer krebskranke Erich Honecker und starb dort im Mai 1994 im Alter von 81 Jahren. Die ehemalige Volksbildungsministerin bekommt eine monatliche Rente von rund 1500 Euro.
«Es ist nicht totzukriegen»
In ihrer Rede geht Honecker auch auf die Ergebnisse der Bundestagswahl am 27. September ein. Die SPD habe «ihre Quittung gekriegt für ihre antisoziale Politik», sagt sie. Die CDU, «die Partei der Bourgeoisie, hat Stimmen verloren». Die Folgen der neuen Koalition in Berlin («mit der FDP, der Partei der Unternehmer») beschreibt Honecker düster: « Man kann damit rechnen, dass in Deutschland es weiter bergab geht, nicht mit der Industrie, sondern mit der Arbeiterklasse.»
«DDR in Misskredit»
Nach Meinung von Honecker gebe es zurzeit einen Feldzug in Deutschland gegen die DDR, sagt Honecker: «Es gibt keine Talkshow, es gibt keinen Film, es gibt keine Nachrichten, wo man nicht die DDR in Misskredit bringt.« Dennoch trauerten 50 Prozent der Ostdeutschen der DDR hinterher. Diese seien der Meinung: »Wir leben schlechter im Kapitalismus, wir haben eine schöne Zeit gelebt in unserer DDR. Sie können machen, was sie wollen, es ist nicht totzukriegen, sondern mehr und mehr besinnen sich die Menschen darauf, was sie gehabt haben in der Deutschen Demokratischen Republik.»
Die Schlussfolgerung von Honecker bei ihrer Rede vor den ehemaligen Exil-Chilenen: Die Menschen würden den Kapitalismus nicht mehr lange hinnehmen. «Die Zeichen stehen gut, ich bin jedenfalls optimistisch, ich war es immer und ich bleibe es immer.» Am Ende des Videos singt Honecker zusammen mit den Chilenen das «Solidaritätslied» von Hans Eisler: «Vorwärts und nicht vergessen.» (AP/nz)