MAN-Skandal weitet sich aus

Korruptionsaffäre: Die Fahnder filzen weitere Büros. Konzern leitet eine Sonderprüfung ein
von  Abendzeitung
Auch hier waren die Fahnder: Die Konzernzentrale von MAN in München
Auch hier waren die Fahnder: Die Konzernzentrale von MAN in München © ap

Korruptionsaffäre: Die Fahnder filzen weitere Büros. Konzern leitet eine Sonderprüfung ein

MÜNCHEN Es geht um hunderte, zum Teil kleiner Summen an Bestechungsgeldern: Mitarbeiter der Münchner Staatsanwaltschaft filzten gestern erneut die Büros des Nutzfahrzeugkonzerns MAN. Sie suchten nach weiteren Beweisen für ein Schmiergeldsystem bei dem Unternehmen.

„Es wird nicht bei drei Beschuldigten bleiben“, sagte Staatsanwalt Anton Winkler. Bei ihrer Großrazzia haben die Fahnder massenweise Material sichergestellt. Die Ermittlungen könnten durchaus noch ausgedehnt werden, hieß es aus Fahnderkreisen. „Man muss davon ausgehen, dass bei MAN weitere Bestechungsfälle ans Licht kommen“, glaubt auch Peter von Blomberg, Vorstand bei der Antikorruptions-Organisation Transparency International.

Laut Staatsanwaltschaft sollen MAN-Vertriebsmitarbeiter versucht haben, Lkw-Verkäufe mit Schmiergeld anzukurbeln. An die Einkäufer von MAN-Kunden sollen versteckte Provisionen geflossen sein. Auch auf Konten von Verwandten und Freunden der Einkäufer wurde wohl Geld überwiesen.

„Die Frage ist: Gab es bei MAN ein einheitliches System der Korruption - ähnlich wie bei Siemens. Oder sind es Einzelfälle?“, fragt sich Experte Blomberg. Bei der Staatsanwaltschaft heißt es: Der Fall sei von den Summen und der Hierarchie nicht mit Siemens vergleichbar. Es sei kein Vorstand unter Verdacht.

MAN hat mittlerweile eine Sonderprüfung der fragwürdigen Provisionszahlungen eingeleitet. In Deutschland gehe es dabei um Zahlungen von rund einer Million Euro. Im Ausland sollen 13 Millionen Euro geflossen sein.

Bei Auslandsgeschäften seien verdeckte Provisionen sehr verbreitet, sagt Transparency-Experte Blomberg. Dort werden oft dritte Personen zur Geschäftsabwicklung eingesetzt. „Sie dienen als Akteure oder Briefträger der Korruption.“ Vor allem bei Auslands-Großaufträgen gebe es im Lkw-Geschäft „immer wieder Leute, die die Hand aufhalten“, sagte auch Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer der AZ. Schmiergelder flössen vor allem in Osteuropa, in Asien – und in Krisenregionen. aja

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