Mali-Einsatz: Der Bundeswehrverband ist skeptisch

Muss die Bundeswehr nach Mali? Für die Soldaten sind die wichtigsten Fragen noch nicht geklärt, wie das Gespräch mit dem Vize-Vorsitzenden des Bundeswehrverbands Major André Wüstner zeigt
von  V. Assmann

Muss die Bundeswehr nach Mali? Für die Soldaten sind die wichtigsten Fragen noch nicht geklärt, wie das Gespräch mit dem Vize-Vorsitzenden des Bundeswehrverbands Major André Wüstner zeigt

AZ: Der Bundeswehr steht der nächste Auslandseinsatz ins Haus. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Bundeswehr nach Mali muss. Wie stehen Sie dazu?

MAJOR ANDRÉ WÜSTNER: Der Bundeswehrverband beobachtet mit Skepsis den offensichtlich anstehenden Einsatz der Bundeswehr in Mali. Wir hoffen sehr, dass Bundesregierung und Bundestag aus dem Afghanistaneinsatz gelernt haben und einen Mali-Einsatz erst dann auslösen werden, wenn wichtige Prüf-Fragen ausreichend beantwortet worden sind.

Welche Punkte sind das?

Folgende Fragen müssen beantwortet werden: Wird der Auftrag der Bundeswehr militärisch erfüllbar sein? Mit welcher Zielsetzung geht es nach Mali und wann und unter welchen Voraussetzungen kommen wir wieder raus? Ganz wichtig ist den Soldatinnen und Soldaten die Gewissheit, nicht wieder ihren Kopf als Lückenbüßer für fehlende politische Konzepte hinhalten zu müssen.

Sehen Sie noch ein anderes Hindernis?

Zentral und zu wenig beachtet ist dieser Aspekt: Die Bundeswehr befindet sich durch die derzeit laufende, tiefgehende Reform bei gleichzeitig laufenden, zahlreichen Auslandseinsätze an der Belastungsgrenze.

Welche Leistung wird die Bundeswehr nach Ihrer Einschätzung in Mali bringen können?

Das ist abhängig von der Definition der Zielsetzung dieses Einsatzes und des Auftrages. Beide liegen noch im Nebel. Und gerade hier fordern wir eine große Transparenz, eine ausführliche Befassung des Bundestages und das notwendige Maß an politischem Realismus. Der Auftrag der Bundeswehr muss nachvollziehbar hergeleitet werden und die sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands in dieser Region bedürfen einer klaren Darstellung. Im Übrigen sollte jedem klar sein, dass in dieser Region das Risiko eines bewaffneten Konfliktes auch für uns groß ist. 

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