Mafiaboss erhängt sich nach Festnahme

Gefängnis war für ihn keine Option. Nur kurz nach seiner Verhaftung tötete sich der sizilianische Mafiosi Lo Presti in seiner Zelle. Es wird gemutmaßt, dass Angst ihn in den Tod trieb.
Ein sizilianischer Mafiaboss hat sich in Palermo kurz nach seiner Festnahme im Gefängnis erhängt. Der 52-jährige Gaetano Lo Presti wurde am späten Dienstagabend von der Polizei tot in seiner Zelle gefunden, berichteten italienische Medien am Mittwoch.
Lo Presti war nur wenige Stunden zuvor von Sondereinheiten der Carabinieri festgenommen worden. Bei der Operation «Perseo» hatten die Carabinieri am Dienstag 99 Mafiosi gefasst - darunter auch Lo Presti. Den Mafiosi wird unter anderem Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Schutzgelderpressung sowie internationaler Waffen- und Drogenhandel zur Last gelegt. Der Selbstmord steht nach Meinung der Ermittler eventuell im Zusammenhang mit abgehörten Äußerungen des Mafioso, die von der Polizei gegen den Superboss der sizilianischen Mafia, Toto Riina, und dessen Sohn Giuseppe verwendet werden könnten. Riina gilt auch 15 Jahre nach seiner Festnahme als mächtiger Boss, der auch hinter Gittern noch die Fäden zieht.
Versuch die Cosa Nostra wieder aufzubauen
Der Großeinsatz richtete sich gegen den Versuch des flüchtigen Superbosses Matteo Messina Denaro, die sizilianische Cosa Nostra etwa 15 Jahre nach der Verhaftung des Mafia-Chefs Totò Riina wieder aufzubauen. Mafia- Ermittler und Politiker werteten den schweren Schlag gegen die Cosa Nostra als Operation von erheblicher Tragweite im fortdauernden Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Den Festgenommenen wird unter anderem Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Schutzgelderpressung sowie internationaler Waffen- und Drogenhandel zur Last gelegt.
Ohne Abhör-Aktionen unmöglich
Die Ermittlungen hätten mehr als neun Monate gedauert und wären ohne Abhör-Aktionen unmöglich gewesen, hieß es. «Mit der heutigen «Operation Perseo» sind alle wichtigen, neu strukturierten Schaltstellen der Cosa Nostra gekappt worden», erklärte der nationale Chef der Anti-Mafia-Ermittler, Pietro Grasso. «Wie wir im Juni 2006 die Cosa Nostra in die Knie gezwungen haben, so ist es uns heute gelungen, sie am Wiederaufstehen zu hindern.» Geholfen haben den Ermittlern auch drei neue Mafia-Kronzeugen, die als geständige Kriminelle Einzelheiten geliefert haben, um die «neue Karte der Mafia in Palermo» einsehen zu können. Sie lieferten nach den Angaben auch Details zu Dutzenden von Erpressungen und über den anhaltenden Drogen- und Waffenhandel durch die sizilianischen Bosse.
Die Abhöraktionen haben ganz nebenbei auch Klagen älterer Mafia- Bosse über die gute, alte Zeit zutage gefördert. «Es gibt die «Ehrenmänner» von einst nicht mehr», in diesem Bedauern über Veränderungen bei der Mafia waren sich nach den Angaben zwei der historischen Bosse der Cosa Nostra, Giuseppe Scaduto und Salvatore Adelfio, einig. Als sie sich austauschten, hörten Carabinieri mit. (dpa)