Macron empfängt Putin in Versailles
Versailles - Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt empfing Macron Putin am Montag in der früheren Königsresidenz nahe Paris. Zwischen beiden Ländern gab es zuletzt Spannungen vor allem wegen unterschiedlicher Positionen im Syrien-Konflikt - ein Besuch Putins bei Macrons Vorgänger François Hollande war deshalb im Oktober kurzfristig abgesagt worden.
"Man kann sich vorstellen, dass das Gespräch freimütig und recht direkt sein wird", sagte die französische Ministerin für europäische Angelegenheiten, Marielle de Sarnez, dem Sender BFMTV. Russlands Botschafter in Frankreich, Alexander Orlow, äußerte im Sender Europe 1 die Hoffnung, dass bei dem Treffen begonnen werden könne, das "in den vergangenen Jahren aufgehäufte Misstrauen" zwischen Paris und Moskau zu zerstreuen.
Anlass für das Treffen war der Besuch einer Ausstellung zum Besuch von Zar Peter dem Großen in Frankreich vor 300 Jahren. Zuvor standen ein Gespräch und ein Arbeitsessen der beiden Präsidenten auf dem Programm. Dabei sollte auch der Konflikt in der Ostukraine Thema sein.
Macron hatte beim G7-Gipfel in Sizilien am Wochenende einen "anspruchsvollen Dialog" mit Moskau angekündigt, um zu einer Lösung der Syrienkrise zu kommen. Russland unterstützt in dem Krieg, der Hunderttausende Tote forderte, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Westliche Länder helfen dagegen Rebellen, die Assad stürzen wollen. Im Ukrainekonflikt vermitteln Deutschland und Frankreich, bisher aber ohne durchschlagenden Erfolg.
Macron will offensichtlich neuen Schwung in die Beziehungen zu Moskau bringen. Sein Spielraum ist jedoch eher beschränkt. Die führenden westlichen Industriestaaten (G7), zu denen Frankreich gehört, drohten Russland am zurückliegenden Wochenende mit weiteren Sanktionen. Immer wieder wird an Moskau appelliert, die Anforderungen der Minsker Friedensvereinbarung für die Ukraine zu erfüllen.
Im französischen Wahlkampf hatte Moskau eher Sympathien für Macrons rechtspopulistische Kontrahentin Marine Le Pen gezeigt. Putin empfing die Anführerin der Front National tatsächlich im März. Die 48-Jährige kritisierte damals gegenüber Abgeordneten die EU-Sanktionen gegen Russland. Macron dürfte nun als Präsident versuchen, dieses Wahlkampfkapitel zu schließen und eine versöhnliche Geste zu machen.