Macht und Basis
Bundeskanzlerin Angela Merkel führt die "Forbes"-Liste der "mächstigsten Frauen der Welt" an. Eine nachvollziehbare Entscheidung, findet AZ-Chefreporter Matthias Maus.
Mit der Macht und den Superlativen ist es so eine Sache. Der US-Präsident wird gerne als „mächtigster Mann der Welt“ bezeichnet. Wer aber erlebt, wie sich Barack Obama mit dem Kongress herumschlägt, den fliegt eher Mitleid an als die Ahnung von Macht. Ganz ähnlich mag man bei Bundeskanzlerin Angela Merkel empfinden, müht sich Bundeskanzlerin Angela Merkel doch um eine Linie, ein Profil oder wenigstens um einen Ausweg aus der größten Krise ihrer Amtszeit. Konkret: Wie mächtig ist die „mächtigste Frau der Welt“ in der Euro-Krise? Und doch ist die Entscheidung der Forbes-Juroren nachvollziehbar.
Auch Dilma Rousseff hätte an der Spitze stehen könne, sie führt mit Brasilien eine kommende Großmacht. Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel kann deutlich mehr bewegen – im Positiven wie im Negativen. Tatsächlich führt sie eine Regierung, deren Politik einen ganzen Kontinent beeinflussen kann, Lässt sie sich auf nationalen Egoismus ein, wäre nicht der Zusammenbruch einer Währung und des Europa-Gedankens der letzte Dominostein, sondern eine katastrophale Weltwirtschaftskrise. Andersherum steht Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Aufgabe, den Bürgern die Augen für das große ganze zu öffnen, zu erklären, warum Deutschland vom Euro und von Europa so profitiert. Sie tut das derzeit auf den Marktplätzen von Mecklenburg-Vorpommern. Hier in der Provinz erwartet man Argumente, nicht die mächtigste Frau der Welt, Aber hier an der Basis kann sie zeigen, ob sie das ist.
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