Luftschläge gegen Terrormiliz: Spät, aber richtig

Mit Unmenschen sind Verhandlungen sinnlos: AZ-Vize Timo Lokoschat über die neuerliche Intervention der USA im Irak.  
Timo Lokoschat |
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Christen suchen Schutz in einer irakischen Kirche. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" macht Jagd auf sie.
dpa Christen suchen Schutz in einer irakischen Kirche. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" macht Jagd auf sie.

Mit Unmenschen sind Verhandlungen sinnlos: AZ-Vize Timo Lokoschat über die neuerliche Intervention der USA im Irak.

Man muss kein Mitleid mit Barack Obama haben – und kann trotzdem konstatieren, dass man manchmal nicht in seiner Haut stecken möchte:

Tut er nichts gegen den Genozid an Christen, Jesiden und Muslimen, lautet der Vorwurf, die USA schaue weg, weil es keine wirtschaftlichen Interessen (mehr) zu befriedigen gebe. Greift die Militärmacht ein, ist wieder abfällig von der „Weltpolizei“ die Rede.

Obama hat, wenn auch sehr spät, das Richtige getan: gezielte Luftschläge gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ angeordnet. Mit Unmenschen im Blutrausch, die täglich Zivilisten abschlachten, Frauen und Kinder enthaupten lassen, sind Verhandlungen sinnlos.

Und im Gegensatz zu imaginären „Massenvernichtungswaffen“ sind die Beweise für die Verbrechen dieses Mal so schlagend und augenfällig wie selten: Die Miliz selbst brüstet sich täglich mit ihren Massakern, stellt Videos ins Netz, die so schrecklich sind, dass man kaum hinschauen kann.

Parallel dazu muss der Druck auf Iraks Regierungschef erhöht werden: Nuri al-Maliki, der sich an die Macht klammert, hat die unterschiedlichen Volks- und Religionsgruppen nicht geeint, sondern gespalten und damit ein Klima geschaffen, das den ISIS-Irren nützt. Er muss den Weg frei machen für eine neue Regierung des Ausgleichs. Nur dann ergeben die Luftschläge Sinn.

Und Europa? Hält sich – wieder mal – weitgehend raus, lässt die Amerikaner das Militärische und Humanitäre erledigen.

Während Christen in einem Ausmaß verfolgt werden wie seit Jahrhunderten nicht mehr, hört man auf unserem Kontinent allein die Stimme des Papstes, der um Hilfe für die bedrohten Brüder und Schwestern bittet.

Auch die eindimensionale Sichtweise auf die Kurden, die vorschnell in der Terroristen-Schublade landen, sollte von der hiesigen Politik überdacht werden: Sie waren wochenlang die Einzigen, die sich mit ihrem Leben für die wehrlosen Christen eingesetzt haben.

Das ist rührend – und gleichzeitig eine Schande.

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