Love inclusive im Lanserhof
MÜNCHEN - Susanne Klatten traf ihren Liebhaber und späteren Erpresser Helg Sarbi in einem Tiroler Nobelhotel. Das berichtet ein weiteres Opfer des Schweizers, Monika S.. Die ganzen Bemühungen halfen Helg Sarbi freilich nicht - er soll noch in diesem Jahr angeklagt werden.
Der Sturm beginnt in der idyllischen Landschaft am Fuße des Patscherkofels. Südlich von Innsbruck entspannt sich Susanne Klatten, Deutschlands reichste Frau, im August 2007 im Wellness-Hotel „Lanserhof“. An der Bar des Refugiums für gestresste Führungskräfte (Einzelzimmer ab 240 Euro) lernt sie den charmanten Schweizer Helg Sgarbi (43) kennen. Sie verliebt sich, er nutzt es aus. Die Affäre kostet sie 7,5 Millionen (AZ berichtete).
Vom Lanserhof startete Helg Sarbis seine Machenschaften
Die Großaktionärin (46) von BMW und Altana war nicht sein erstes Opfer. Laut Schweizer „Blick“ hatte Sgarbi dort auch die deutsche Unternehmerin Monika S. erobert – und abgezockt. Sie weiß: Auch Susanne Klatten traf er im schönen Lanserhof.
Sgarbi, der erpresserische Gigolo, hat es jetzt wenig gemütlich: Seit März sitzt er in U-Haft in Stadelheim. Er war am 14. Januar in Vomp festgenommen worden, als er 40Millionen Euro von Klatten kassieren wollte. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Erpressung und Betrugs. „Ich gehe davon aus, dass wir heuer noch Anklage erheben werden“, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Der Prozess wird kommendes Jahr beginnen, Sgarbi drohen mehrere Jahre Haft.
Die Familie des Erpressers: gehobene Mittelklasse
Helg Sgarbi war eigentlich auf einem guten Weg: Er studierte Jura, arbeitete als Prokurist bei der Schweizer „Kreditanstalt“ und wurde Offizier der Schweizer Armee. Seine Familie: gehobene Mittelklasse. Sgarbis Vater Steffen war Vize-Direktor der Schweizer Maschinenbau-Firma Sulzer. Die Eltern sind laut „Blick“ seit Jahren auf Weltreise, besitzen ein Haus im noblen Skiort Davos. Helgs kleine Schwester lebt in Neuseeland.
Schon in Winterthur verzauberte der Spross aus gutem Haus Frauen mit seiner charmanten Art, erzählen Nachbarn und ehemalige Kollegen. Dann zog er um und wohnte ab September 2005 in Uznach im Kanton Sankt Gallen.
Schon 2003 erpresste Sgarbi eine ahnungslose Deutsche
Der vermeintliche Saubermann war er da schon einmal kriminell geworden: 2003 verurteilte ihn ein Gericht in Bülach (Kanton Zürich) wegen Nötigung. Sgarbi hatte den Sex mit einer Deutschen gefilmt, um sie zu erpressen. Susanne Klatten hatte er im Schwabinger Holiday Inn aufnehmen lassen. Das Hotel nimmt dazu „nicht Stellung“.
Hinter der Kamera stand Sgarbis Komplize Ernano Barretta (63). Auch er sitzt im Gefängnis – in Italien. In seinem Haus bei Pescara fand die Polizei knapp zwei Millionen Euro und Luxusautos. Aber keinen der Filme, mit denen Susanne Klatten erpresst wurde.
Sgarbis Komplize: "Ich bin unschuldig!"
Barretta wähnt sich unschuldig und macht sich in einem Brief aus dem Knast große Sorgen um seinen Ruf: „Ich hoffe, dass Gott mir hilft und dass es mir gelingt, meine Unschuld aufzuzeigen. Diese Frau kennt mich gar nicht, das gibt sie selbst zu. Aber wie kann ich meiner Familie, meinen Freunden, meinen 9000 Klienten erklären, dass ich kein Don Giovanni bin?“
Thomas Gautier