Löwe mit Pferdefuß

Die CSU bald auf Bundesebene? Timo Lokoschat, der Vize-Chefredakteur der Abendzeitung, über eine mögliche Ausdehnung der CSU.
Timo Lokoschat |
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Liefern sich Seehofer und Merkel bald ein Wahlduell auf Bundesebene?
dpa Liefern sich Seehofer und Merkel bald ein Wahlduell auf Bundesebene?

Der Gedanke klingt gar nicht mal so abwegig: Die CDU ist in manchen Politikbereichen so weit nach links gerückt (angeblich oder tatsächlich), dass es eine große Zahl von frustrierten Wählern gibt, die sich politisch heimatlos fühlt, der rechtspopulistischen AfD aber nur widerwillig ihre Stimme geben würde – beziehungsweise gar nicht erst zur Wahl geht. Für sie könnte eine bundesweit antretende CSU eine Alternative bieten.

Bei näherer Betrachtung hat diese für manche Parteistrategen reizvolle Idee jedoch einige Pferdefüße: So würde eine CSU außerhalb Bayerns Gefahr laufen, einfach nur eine weitere rechte Partei zu sein. Die in der Ära Seehofer – trotz allem Konservatismus – gelebte „Liberalitas Bavariae“, die bajuwarische Gelassenheit, der emotionale Markenkern, würden in einem sächsischen Landesverband wohl kaum eine Rolle spielen.

Krach mit Kanzlerin Merkel: Tritt die CSU bald bundesweit an?

 

Diese CSU wäre einfach nur eine rechte Partei

 

Diese CSU wäre nicht mehr von der AfD unterscheidbar, würde wie diese unseriöses Personal anziehen, unberechenbare Verbände hervorbringen, die sich von München aus kaum steuern lassen. Spalten sich CDU-Verbände auf, schlüge das Wunden, die auf Jahre nicht heilen. Bliebe diese CSU trotzdem Koalitionspartner im Bund, weil sie weiterhin Minister stellen will, muss sie auch Kompromisse mittragen – und wäre daher für „Protestwähler“ allenfalls zweite Wahl. Nach der AfD.

Ein weiteres Risiko für die CSU: Was Kohl einst Strauß androhte, würde Bundeskanzlerin Angela Merkel wahr machen; die CDU überquert den Main und tritt in Bayern an. Angesichts der heiklen Nachfolgesituation könnten die Christdemokraten den Christsozialen zumindest in Teilen des Freistaats entscheidende Prozente abjagen, die die

absolute Mehrheit kosten. Am Ende gäbe es – welch Schmach – womöglich eine CSU/CDU-Staatsregierung. Der seit dem Wahldebakel 2008 angekratzte Nimbus wäre damit endgültig hinüber, eine bundesweite CSU das Ende der Partei. Das weiß Merkel, das weiß Seehofer. Deshalb sind seine Drohungen wie so oft: leer.

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