Liechtenstein-Affäre: Ungebetener Besuch bei Münchner Millionären
Einmal waren die Steuerfahnder bereits ausgezogen, um unehrlichen Reichen in und um München das Fürchten zu lehren. Wer damals glaubte, davongekommen zu sein, wurde nun eines Besseren belehrt. Im Visier der Fahnder: Villen und Geschäftshäuser.
In der Liechtenstein-Affäre um Steuerbetrug mit Stiftungsmodellen hat die Staatsanwaltschaft Bochum weitere Razzien durchgeführt. Zwei Kollegen seien wegen mehrerer Durchsuchungen in München gewesen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum am Samstag und bestätigte entsprechende Berichte des «Spiegel».
Es handele sich aber nicht um eine neue Fahndungswelle. Vielmehr hätten die beiden Kollegen, wenn sie denn schon nach Süddeutschland führen, eben nicht nur eine Durchsuchung durchgeführt, sondern gleich mehrere, betonte er und wies damit einen entsprechenden Bericht des «Spiegels» in diesem Punkt zurück. Darin angegebene Namen von Verdächtigen bestätigte der Sprecher nicht. Nach Informationen des Hamburger Magazins wurden in der bayerischen Landeshauptstadt Villen und Geschäftshäuser durchsucht. Im Visier der Fahnder seien Münchner Millionäre gewesen, die Geld am deutschen Fiskus vorbei in Liechtenstein gebunkert haben sollen.
Insgesamt 530 Selbstanzeigen
Die Bochumer Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft ermittelt bundesweit gegen mehrere hundert Vermögende, die über Liechtensteiner Stiftungen hohe Kapitalerträge am Fiskus vorbeigeschleust haben sollen. In Gang kamen die Ermittlungen durch gestohlene Datensätze aus der Liechtensteiner Bank LGT.
Nach «Spiegel»-Angaben laufen mit den aktuellen Durchsuchungen nun gut 200 Verfahren gegen deutsche Kunden der Bank, die mit Hilfe der DVD aufgespürt wurden. 200 Kunden hätten sich selbst angezeigt, dazu kämen noch einmal 330 Selbstanzeigen von Menschen, die gar nicht auf den DVD genannt würden.
Anonyme Anzeigen per Mausklick
Unterdessen wurde bekannt, dass die Finanzbehörden künftig anonyme Anzeigen bei der Steuerfahndung erleichtern wollen. Das Bundesfinanzministerium bestätigte in Berlin einen Bericht der «Wirtschaftswoche», wonach derzeit ein Online-System zur Meldung von Steuerhinterziehern geprüft wird. Damit könnten Hinweise über das Internet abgegeben werden, ohne dass der Tippgeber ausfindig gemacht werden könne. In Niedersachsen gibt es bereits ein solches System. Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies zugleich darauf, dass die Entscheidung bei den Ländern liege.
Der österreichische Finanzminister und Vize-Kanzler Wilhelm Molterer sagte dem Finanzdienst «Capital Investor», sein Land habe von den im Zuge der Liechtenstein-Affäre von Deutschland erhaltenen 150 Personen-Datensätzen profitiert. Unter den bislang eingegangenen 86 Selbstanzeigen österreichischer Bürger seien 61 aus dem Kreis der vom deutschen Bundesfinanzminister weitergegebenen Namen. (dpa/AP)
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