KT zu Guttenberg bringt die Herzen zum Kochen

Der beliebteste deutsche Politiker redet bei Wahlkampfauftritt im Münchner Löwenbräukeller vor 2000 Menschen. Er verspricht: "Ich werde mir die Bodenhaftung bewahren"
von  Abendzeitung
Feurige Rede: Der Bundeswirtschaftsminister im Löwenbräukeller
Feurige Rede: Der Bundeswirtschaftsminister im Löwenbräukeller © dpa

Der beliebteste deutsche Politiker redet bei Wahlkampfauftritt im Münchner Löwenbräukeller vor 2000 Menschen. Er verspricht: "Ich werde mir die Bodenhaftung bewahren"

MÜNCHEN Vor allem die weiblichen Gäste greifen begeistert zu: JU’ler verteilen Guttenberg-Aufkleber im Obama-Stil an den Tischen. "Oh, der schöne Jüngling!", ruft eine ältere Dame und steckt gleich ein paar davon ein. An diesem Abend redet Karl-Theodor zu Guttenberg, derzeit beliebtester Politiker Deutschlands, im Löwenbräukeller.

Man könnte ihn aber auch für einen Popstar halten, so verzückt jubelt und klatscht und trampelt das Publikum, als er den Festsaal betritt. Rund 2000 Menschen haben sich in den Saal gequetscht – Sauna-Atmosphäre.

Guttenberg beschwert sich, dass er Wasser statt Bier kriegt

Guttenberg weiß genau, wie er die ohnehin schon glühenden Herzen der Menschen zum Kochen bringt. Zunächst mit einer Lektion in Bodenständigkeit und Folklore: "Ich freue mich, endlich wieder bayerischen Boden unter den Füßen zu haben", sagt er und beschwert sich, dass statt einer Halben nur ein Wasserglas an seinem Pult steht.

"Ich spreche hier ohne Manuskript und aus dem Herzen", schmeichelt er weiter und verspricht: Er werde sich sein "gerüttelt Maß Bodenhaftung" bewahren – auch wenn vor der Regierung in der Krise noch ein "gerüttelt Maß Hausaufgaben" liegt.

"Die Blaskapelle ist systemrelevanter als mancher Automobilhersteller"

Er sei gegen Kassandra-Rufe, sagt der Minister. Trotzdem müsse es erlaubt sein, über Krisen-Folgen für den Arbeitsmarkt zu sprechen: "Wenn wir eine Pflicht haben, dann die, zu überlegen, wie wir dem begegnen können."

Guttenberg verteidigt, dass er Opel in die Insolvenz gehen lassen wollte: "Die Blaskapelle in diesem Saal ist systemrelevanter als mancher Automobilhersteller!" Mit einer energischen Bewegung wirft er sein helles Sakko auf den Bühnenboden, sein Hemd ist nass geschwitzt. "Ach lass doch", ruft er, als ein Mitarbeiter es aufheben will. In der Krise gibt es wichtigeres als ein dreckiges Sakko.

"Wir brauchen ein gerüttelt Maß Zuversicht"

Guttenberg bleibt auch bei seiner von Seehofer so scharf kritisierten Ablehnung von Staatshilfen für Quelle: "Der Staat rettet kein Unternehmen, retten muss es sich selbst!" Zuletzt redet der Minister seinen Zuhörern Mut zu: Die Krise sei kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. "Was wir brauchen, ist ein gerüttelt Maß Zuversicht."

Annette Zoch

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