Kritik an Aiwanger-Entschuldigung: Spät und nicht ehrlich
Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, reagierte ebenfalls enttäuscht auf Aiwangers "kurze Erklärung". Sie komme sehr spät und sei in Wirklichkeit keine. "Erst bekundet Aiwanger Reue, dann stellt er sich doch wieder als Opfer dar. Geklärt ist bislang nicht viel, die Konsequenzen sind offen." Jetzt seien Haltung und Führung von Ministerpräsident Söder gefragt. Von dem "sonst so lauten" Söder sei wenig zu hören. Das schade der Demokratie insgesamt. "Die Causa Aiwanger ist nicht vorbei", betonte Mast.
Aiwanger war am Donnerstagnachmittag in München kurzfristig vor die Presse getreten und hatte sich in der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt aus Schulzeiten entschuldigt. Er bereue zutiefst, wenn er durch sein Verhalten in Bezug auf das in Rede stehende Pamphlet oder weitere Vorwürfe gegen ihn aus der Jugendzeit Gefühle verletzt habe, sagte er.
Vor Aiwangers Statement hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Bayerns Regierung zum Handeln aufgerufen. "Jedes Bekenntnis der bayerischen Landesregierung gegen Antisemitismus ist irgendwann nichts mehr wert, wenn der stellvertretende Ministerpräsident die schwerwiegenden Vorwürfe gegen ihn nicht ausräumen kann. Es ist eine Frage der Haltung und der Glaubwürdigkeit, dieser von Tag zu Tag immer unwürdigeren Debatte ein Ende zu setzen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen", sagte Faeser den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Antisemitismus bekämpfe man nicht durch Sonntagsreden, sondern durch Handeln mit klarer Haltung. "Hier ist Herr Söder in der Verantwortung", sagte Faeser.
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