Kritik am Kohleausstieg - Altmaier macht ein Angebot

Schon kommende Woche soll das Bundeskabinett den Plan für den Kohleausstieg verabschieden. Kritik kommt aber nicht nur von Umweltschützern, sondern auch aus der Industrie. Minister Altmaier macht ein Angebot.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Industrie vermisst im Gesetzentwurf für den Kohleausstieg feste Zusagen zur Entlastung bei steigenden Strompreisen.
Ralf Hirschberger/zb/dpa/dpa Die Industrie vermisst im Gesetzentwurf für den Kohleausstieg feste Zusagen zur Entlastung bei steigenden Strompreisen.

Berlin - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat die Kritik von Umweltschützern am Kohleausstieg zurückgewiesen, zeigt sich aber auch gesprächsbereit. Man habe "viele, viele Forderungen der Umweltverbände eindeutig erfüllt", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk.

Kritik sei aber "das gute Recht" der Umweltverbände - "und ich bin auch gerne bereit, mit den Beteiligten darüber zu reden", fügte er hinzu. "Meine Telefonnummer ist bekannt, und ich werde mich solchen Gesprächen sicherlich nicht verweigern."

Kritik kam aber auch aus der Industrie. Der Industrieverband BDI vermisst im Gesetzentwurf für den Kohleausstieg feste Zusagen zur Entlastung bei steigenden Strompreisen. Da bleibe der Entwurf "deutlich" hinter der Vorlage zurück, die vor einem Jahr von der Kohlekommission gekommen sei, sagte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch der Deutschen Presse-Agentur. Er eröffne nur unverbindlich die Möglichkeit für Entlastungen.

Der Gesetzentwurf soll am nächsten Mittwoch im Bundeskabinett verabschiedet werden und festlegen, wie Deutschland bis spätestens 2038 aus der klimaschädlichen Stromproduktion aus Kohle aussteigt. Vor einem Jahr hatte die Kohlekommission ein Konzept für den Kohleausstieg vorgelegt, daran waren die Energiebranche, Gewerkschaften, die Kohleregionen und Klimaschützer beteiligt.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte die Bundesregierung auf, auf die Kritik der Umweltverbände einzugehen. "Fakt ist: Mit der Bund-Kohleländer-Einigung gibt die Bundesregierung den Kohlekompromiss auf", sagte sie der dpa. Sie halte es für ratsam, die Umweltverbände noch mal zu Gesprächen ins Kanzleramt zu laden. "Die Bundesregierung sollte zu dem zurückkehren, was sie selbst in der Kohlekommission mit vereinbart hat."

8 der 28 Kohlekommissions-Mitglieder hatten erklärt, dass der nun zwischen Bund, Ländern und Energiekonzernen vereinbarte Plan nicht den Vereinbarungen entspreche und der Klimaschutz zu kurz komme. Die Verantwortung sehen sie auch bei den Ministerpräsidenten der Braunkohle-Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. In diesen Ländern sind die Grünen mit an der Regierung.

Konkret kritisieren die Umweltschützer, dass es im Abschaltplan für die Braunkohlekraftwerke Lücken gibt, dass mit Datteln IV ein neues Steinkohle-Kraftwerk ans Netz darf und dass ein in der Kommission ausgehandelter großer Schritt für das Jahr 2025 - ein Minus von zehn Millionen Tonnen CO2 - im Plan nicht enthalten ist. Letzteres hatte auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bemängelt.

Die Kritiker hätten "formal Recht" damit, dass es Jahre ohne Abschaltungen gebe, räumte Altmaier ein. Er verwies aber auf den Atomausstieg, der Ende 2022 abgeschlossen sein soll. Man müsse darauf schauen, dass die Stromwirtschaft sich anpassen könne. "Wir haben kein Interesse daran, dass wir dann durch Importe von schmutzigem Kohlestrom oder Atomstrom aus anderen Ländern ausschließlich diese Lücke füllen müssen", sagte er.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es bisher zwar einen Plan fürs Kohle-Aus gibt, aber keinen für den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere für Windkraft- und Solaranlagen. "Wir werden dann im Frühjahr ein großes, umfassendes Gesetz vorlegen, wo wir dann auch verbindliche Ausbaupfade und Zuwachspfade für erneuerbare Energien festlegen werden", sagte Altmaier. Ziel ist, den Ökostrom-Anteil bis 2030 auf 65 Prozent zu steigern. Am 30. Januar wolle sich Kanzleramtschef Helge Braun dazu mit Vertretern der Länder treffen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Der klimapolitische Sprecher der Bundestags-Linken griff den BDI an. "Der eigentliche Skandal sind die jahrelangen Energiewende-Industrieprivilegien in zweistelliger Milliardenhöhe", sagte Lorenz Gösta Beutin. Man müsse über eine Überführung der Energiekonzerne und Stromnetze in öffentliche Hand nachdenken.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.