Krim-Krise: Schröder muss ran
Es geht um jemanden, der überhaupt zu Putin durchdringt. Die Politikredakteurin Annette Zoch schreibt über den Konflikt um die Krim.
„Der Mann lebt in einer anderen Welt“ – diesen Satz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel laut „New York Times“ in einem Telefonat mit US-Präsident Obama über Wladimir Putin gesagt. Auch wenn das Kanzleramt diesen Satz im Nachhinein nicht so verstanden wissen will, könnte Merkel Recht haben: Putin hat sich in seine Kalte-Kriegs-Welt völlig verrannt. Alle diplomatischen Initiativen blockt er rigoros ab. Sogar die Folgen für die eigene russische Wirtschaft scheinen ihm egal zu sein. Unverwundbar ist er nicht, Russland muss sein Gas schließlich genauso dringend an irgendjemanden loswerden, wie wir es für unsere Energieversorgung brauchen.
Deshalb braucht es jetzt einen Vermittler, der Zugang hat zu Putins „anderer Welt“. Und hier kommt Altbundeskanzler Gerhard Schröder ins Spiel. Sowohl Linksfraktionschef Gregor Gysi als auch CDU-Vize Julia Klöckner haben bereits gefordert, dass er sich einmischen soll. Schröder selbst hat stets abgewinkt. Er sei durch seine gute persönliche Beziehung zu Wladimir Putin (und seinen Job als Berater von Gazprom) zu sehr Partei, um zu vermitteln. Sicher: Prowestliche Ukrainer werden nicht losjubeln, sollte Schröder nach Moskau fliegen.
Aber jetzt geht es erstmal um jemanden, der überhaupt zu Putin durchdringt. Der ihm klarmacht, dass er die Welt in eine neue Spaltung manövriert. Mit seinem Nein zum Irak-Krieg hat sich Schröder damals die Wiederwahl gesichert. Kann er jetzt dieser Eskalation tatenlos zuschauen?