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Krieg in Europa! Russland bombardiert die Ukraine - Scharfe Reaktion im Westen

In Europa gibt es Krieg. Russlands Präsident Putin befahl seinen Truppen, in die Ukraine einzumarschieren, in Kiew wurde Luftalarm ausgelöst. Die USA und ihre Verbündeten wollen mit harten Strafmaßnahmen antworten.
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Kremlchef Wladimir Putin hat einen Auslandseinsatz des russischen Militärs in Luhansk und Donezk angeordnet.
Kremlchef Wladimir Putin hat einen Auslandseinsatz des russischen Militärs in Luhansk und Donezk angeordnet. © Sergey Guneev/Kremlin Pool/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Moskau - Russland hat einen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Präsident Wladimir Putin ordnete am frühen Donnerstagmorgen eine Militäroperation in den Regionen Luhansk und Donezk an. Angriffe mit Kampfflugzeugen, Hubschrauber und Raketen wurden auch aus anderen Teilen der Ukraine gegen militärische Infrastruktur gemeldet.

Nach Angaben des ukrainischen Militärs starben mehr als 40 Soldaten. Erstmals stehen sich damit russische und ukrainische Soldaten in dem seit acht Jahren dauernden Konflikt gegenüber.

Ein russischer Ka-52-Kampfhubschrauber steht nach einer Notlandung außerhalb Kiews auf einem Feld.
Ein russischer Ka-52-Kampfhubschrauber steht nach einer Notlandung außerhalb Kiews auf einem Feld. © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Die ukrainische Hauptstadt Kiew löste wegen des russischen Angriffs Luftalarm ausgelöst. Die Stadtverwaltung rief am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen. 

Putin: Russland strebt Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine an

US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die westlichen Verbündeten sowie die Europäische Union und die Nato verurteilten Putins Vorgehen scharf und kündigten umgehend weitere Sanktionen an. Die Strafmaßnahmen zielen vor allem darauf, Russland von den Finanzmärkten abzuschneiden. Russland hat nach den Worten von Biden "vorsätzlich" einen "Krieg" gegen die Ukraine begonnen.

In einer Fernsehansprache, die gegen 3.30 Uhr deutscher Zeit begann, sagte Putin in Moskau: "Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen. Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind." Russland strebe die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine an.

EU will neues Sanktionspaket beschließen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte "sofortige Sanktionen" gegen Moskau. Selenskyj telefonierte unter anderem mit Biden und Scholz. Zudem Selenskyj rief den Kriegszustand aus.

Die Nato geht als Reaktion in den Krisenmodus. Sie aktiviert die Verteidigungspläne für Osteuropa. Der Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte bekommt weitreichende Befugnisse, um zum Beispiel Truppen anzufordern und zu verlegen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Bündniskreisen erfuhr.

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Putin hatte am Montag die Unabhängigkeit der Separatistenregionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt und eine Entsendung russischer Soldaten angeordnet. Der Kremlchef plant zum zweiten Mal nach 2014 einen Einmarsch in die Ukraine. Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Der Westen wirft Putin vor, gegen Völkerrecht zu verstoßen.

Mehrere russische Angriffe in der Ukraine

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs griff russisches Militär Gebiete und Siedlungen entlang der Staatsgrenze sowie mehrere Flugplätze an. Laut Grenzschutz rückten russische Panzer in die Ostukraine ein. Mehrere Kolonnen hätten im Gebiet Luhansk bei Krasna Taliwka, Milowe und Horodyschtsche von russischem Territorium aus die Grenze überquert.

Einem von der Behörde veröffentlichen Video zufolge sind russische Truppen auch von der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ins Kerngebiet der Ukraine vorgedrungen.

Ukrainische Soldaten fahren in einem Militärfahrzeug am 24. Februar 2022.
Ukrainische Soldaten fahren in einem Militärfahrzeug am 24. Februar 2022. © Sergei Grits/AP/dpa

Das Militär schoss nach eigenen Angaben im Gebiet Luhansk fünf russische Flugzeuge und einen Hubschrauber ab. Die Separatisten im Gebiet Luhansk teilten mit, zwei Kampfflugzeuge der Ukraine vom Typ Su-24 seien abgeschossen worden. Die Berichte ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Insgesamt wurden nach Angaben des ukrainischen Generalstabs mindestens sechs Flugplätze angegriffen, darunter Boryspil, etwa 40 Kilometer von Kiew entfernt, Tschuhujiw im Gebiet Charkiw und Kramatorsk im Gebiet Donezk. Die Armee wehre Luftangriffe ab und sei in voller Kampfbereitschaft, hieß es.

Ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur in Kiew berichtete, dass auch in der Hauptstadt Donnerschläge zu hören waren. Es war unklar, woher diese kamen.

Rauch und Flamme in der Nähe des Flusses Dnjepr am 24. Februar 2022 (bestmögliche Qualität). Die russischen Truppen haben ihren erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet.
Rauch und Flamme in der Nähe des Flusses Dnjepr am 24. Februar 2022 (bestmögliche Qualität). Die russischen Truppen haben ihren erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet. © Mary Ostrovska/AP/dpa

Die von Russland unterstützten Separatisten meldeten nach dem Einmarsch die Einnahme von zwei Kleinstädten. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja, teilten die Separatisten mit. Dem widersprach der ukrainische Militärsprecher Olexij Arestowytsch. Die Frontlinie in der Ostukraine sei nicht durchbrochen worden. Die Kleinstadt Schtschastja sei weiter unter ukrainischer Kontrolle.

Berichte über Einschläge in der Ostukraine - Twitter-Videos zeigen Explosionen

Die Lage in der Ukraine ist seit Putins Anordnung unübersichtlich. Es gab Berichte über Einschläge in der Ostukraine aus den Städten Charkiw und Dnipro; zudem aus Odessa, Berdjansk und Kramatorsk, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform am Donnerstagmorgen in Kiew meldete. Die Ukraine hat ihren Luftraum komplett geschlossen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk meldete. Auf Twitter zeigen Videos Explosionen.

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Kiews stellvertretender Bürgermeister Andrij Kryschtschenko berichtete im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die Einschläge seien im Kiewer Gebiet. "Das war nicht in Kiew, das war im Gebiet Kiew – in Browary und Boryspil. In Kiew gab es bisher keine Handlungen. Es versammelt sich der Stab für Notsituationen."

Kuleba: "Das ist ein Angriffskrieg"

Ukrainischen Medienberichten zufolge sind unter anderem Munitionslager angegriffen worden. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb bei Twitter: "Putin hat gerade eine große Invasion der Ukraine gestartet. Friedliche ukrainische Städte werden attackiert. Das ist ein Angriffskrieg", teilte der Minister am Donnerstag bei Twitter mit.

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Die von Russland unterstützten Separatisten meldeten nach dem Einmarsch die Einnahme von zwei Kleinstädten. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja, teilten die Separatisten mit. Demnach sind Truppen über den Fluss Siwerskyj Donez vorgedrungen, der bisher die Frontlinie bildete.

Beschädigte Radaranlagen und andere Ausrüstung sind in einer ukrainischen Militäreinrichtung außerhalb der Stadt Mariupol.
Beschädigte Radaranlagen und andere Ausrüstung sind in einer ukrainischen Militäreinrichtung außerhalb der Stadt Mariupol. © Sergei Grits/AP/dpa

Biden: "Unprovozierter und ungerechtfertigter Angriff"

Die US-Regierung hat seit Beginn des Konflikts um die Ukraine bereits rund 6.000 Soldaten in osteuropäische Nato-Mitgliedsländer verlegt oder deren Verlegung angekündigt. Die meisten von ihnen wurden nach Polen verlegt, das im Osten an die Ukraine grenzt.

Biden verurteilte den "unprovozierten und ungerechtfertigten" russischen Angriff im Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. "Die Gebete der ganzen Welt sind heute Nacht beim ukrainischen Volk, während es unter einem unprovozierten und ungerechtfertigten Angriff durch die russischen Streitkräfte leidet", erklärte Biden. "Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen."

Biden wollte noch am Donnerstag seinen Amtskollegen aus der Gruppe der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen besprechen.

Ein ukrainischer Soldat in einem Unterstand an der Front in der Nähe von Solot.
Ein ukrainischer Soldat in einem Unterstand an der Front in der Nähe von Solot. © Mstyslav Chernov/AP/dpa

Scholz: "Volle Solidarität Deutschlands in dieser schweren Stunde"

Bundeskanzler Scholz sicherte Selenskyj "die volle Solidarität Deutschlands in dieser schweren Stunde" zu. Scholz nannte den russischen Angriff einen eklatanten Bruch des Völkerrechts. Auch Außenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Militäreinsatz scharf. Als Reaktion brach die Ukraine die diplomatischen Beziehungen mit Russland ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Kriegszustand aus.

Der britische Premierminister Boris Johnson zeigte sich bestürzt: "Ich bin entsetzt über die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine." Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo sprach von "Europas dunkelster Stunde seit dem Zweiten Weltkrieg".

EU will am Abend über Sanktionspaket beraten

Die neuen EU-Sanktionen werden nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Zugang russischer Banken zu den europäischen Finanzmärkten stoppen. Russische Vermögenswerte in der EU sollen eingefroren, wichtigen Sektoren der russischen Wirtschaft der Zugang zu Schlüsseltechnologien und Märkten verwehrt werden. Am Abend soll ein EU-Krisengipfel über das Sanktionspaket beraten.

Ein erstes Paket hatte die EU bereits nach Anerkennung der Unabhängigkeit der Separatistenregionen Donezk und Luhansk beschlossen. An den internationalen Handelsplätzen brachen die Kurse ein. In Frankfurt ging beispielsweise der Leitindex Dax auf Talfahrt. Direkt zum Handelsstart fiel die Marke von 14.000 Punkten.

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