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Krieg in der Ukraine: Selenskyj bittet in London und Paris um weitere Waffen

"Die Freiheit wird siegen!", ruft der ukrainische Präsident in London - wie immer im olivgrünen Militär-Look. Was er gegen Russland braucht, sagt er klipp und klar: Nicht nur die zugesagten Panzer, sondern auch Jets. Dann geht es weiter nach Paris und Brüssel.
von  AZ/dpa
Olaf Scholz (v.l.), Emmanuel Macron und Wolodymyr Selenskyj bei ihrem Treffen im Juni vergangenen Jahres in Kiew.
Olaf Scholz (v.l.), Emmanuel Macron und Wolodymyr Selenskyj bei ihrem Treffen im Juni vergangenen Jahres in Kiew. © Kay Nietfeld/dpa

Paris/London - Bei Überraschungsbesuchen in London und Paris hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Westen um weitere Waffen gebeten.

Abendessen in Paris: Selenskyj landet zu Treffen mit Macron und Scholz

Die Armee seines Landes brauche besonders Kampfjets, um die Abwehrschlacht gegen Russland zu gewinnen, sagte Selenskyj bei seiner zweiten Auslandsreise seit Kriegsbeginn vor fast einem Jahr am Mittwoch in London. Dort traf er neben Premierminister Rishi Sunak auch König Charles III.. Am Abend landete Selenskyj zu einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz in Paris.

Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich und Bundeskanzler Olaf Scholz (links) vor deem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten im Elysee-Palast.
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich und Bundeskanzler Olaf Scholz (links) vor deem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten im Elysee-Palast. © Emmanuel Dunand/AFP/dpa

Bei dem Abendessen im Elyséepalast sollte es ebenfalls um weitere Unterstützung für die Ukraine gehen, hieß es vorab in Paris. Erwartet wird, dass der ukrainische Präsident nach dem Treffen mit Scholz und Macron weiter nach Brüssel reist. Dort beginnt am Donnerstag ein EU-Gipfel.

Großbritannien gilt als enger Unterstützer Kiews im Kampf gegen Russland

Die Ukraine hofft auf eine baldige Aufnahme in die Europäische Union. Die Verhandlungen haben aber noch nicht einmal begonnen. Macron und Scholz hatten Selenskyj bei einem gemeinsamen Kiew-Besuch im Juni aber bereits Unterstützung zugesagt.

Präsident Wolodymyr Selenskyj will von London nach Paris weiterreisen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj will von London nach Paris weiterreisen. © Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Großbritannien gilt als einer der engsten Unterstützer Kiews im Abwehrkampf gegen Russland - eine feste Zusage zur Lieferung von Kampfjets bekam der Gast aus Kiew aber auch dort nicht. Sunak ließ später lediglich mitteilen, er habe das Verteidigungsministerium gebeten, die Verfügbarkeit von Jets zu prüfen. Es handele sich aber um eine "langfristige" Lösung, hieß es aus der Downing Street. Selenskyj machte dagegen klar, dass er sich in Sachen Kampfflugzeuge eine Führungsrolle Londons wünscht. Er dankte im Voraus für "leistungsfähige englische Flugzeuge".

Aus Deutschland sollen 14 moderne Leopard-2-Kampfpanzer kommen

Bei einer Pressekonferenz am Abend gab Sunak bekannt, dass die schon fest zugesagten britische Kampfpanzer Challenger 2 bereits im März in der Ukraine zum Einsatz kommen sollen. Man sei auch im Gespräch über Raketen mit größerer Reichweite, um Kiew beim Schutz der Zivilbevölkerung zu unterstützen. Selenskyj betonte die Bedeutung von Raketen, um etwa Drohnen abzuwehren. Aus Deutschland soll die Ukraine 14 moderne Leopard-2-Kampfpanzer bekommen.

London kündigte auch an, das Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. Sunak zufolge werden künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet. Damit sollen ukrainischen Piloten auch befähigt werden, Nato-Kampfjets zu fliegen - was die Debatte über mögliche Lieferungen solcher Maschinen aus westlichen Ländern befeuern dürfte.

Selensky-Rede: "Wir wissen: Die Freiheit wird siegen!

Zu einer Rede Selenskys vor dem Parlament hatten sich Hunderte Menschen in der Westminster Hall versammelt, dem ältesten Teil des Parlaments in London. Der Präsident bedankte sich mit Nachdruck für die britischen Waffenlieferungen und zeigte sich zuversichtlich mit Blick auf den Ausgang des Krieges: "Wir wissen: Die Freiheit wird siegen! Und wir wissen, dass dieser Sieg die Welt verändern wird. Es wird ein Sieg sein, den die Welt lange gebraucht hat."

Bundeskanzler Scholz rief in einer Regierungserklärung im Bundestag die Verbündeten zur Geschlossenheit bei den Waffenlieferungen auf und warnte vor einem «Überbietungswettbewerb». "Der Zusammenhalt innerhalb unseres Bündnisses und unserer Allianzen ist unser höchstes Gut", mahnte der SPD-Politiker. "Was unserer Geschlossenheit hingegen schadet ist ein öffentlicher Überbietungswettbewerb nach dem Motto: Kampfpanzer, U-Boote, Flugzeuge - wer fordert noch mehr? Was schadet, sind markige innenpolitische Statements und Kritik an Partnern und Verbündeten auf offener Bühne."

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