Kretschmann-Effekt

Wenn’s um seine Macht geht, gibt Horst Seehofer auch Studiengebühren auf. Ein Kommentar von Angela Böhm.
von  Angela Böhm

Wenn’s um seine Macht geht, gibt er auch Studiengebühren auf. AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über die Studiengebühren

Horst Seehofer weiß, dass es 2013 für ihn und die CSU um alles oder nichts geht. Deshalb schreckt er vor nichts mehr zurück. Er verpasst den Schwarzen das totale Grünwasch-Programm, schleudert seine Partei durch, dass die Abgeordneten sich nicht mehr auskennen, weil es so schnell in die entgegengesetzte Richtung geht. Erst die Energiewende. Dann krawattenlos beim Sommerempfang in Schleißheim. Jetzt seine Testzündung mit den Studiengebühren. Das ist der Kretschmann-Effekt.

Nie hätte Seehofer die Energiewende vollzogen, hätte nicht die Atomkatastrophe in Japan die CDU-Regierung in Baden-Württemberg weggefegt – und den wertkonservativen Grünen Winfried Kretschmann an die Macht. Nie hätte Seehofer seine Krawatte abgelegt, wenn’s bei Kretschmann nicht lässiger her ging. Nie hätte er die Studiengebühren auf den Prüfstand gestellt, wenn Kretschmann sie im Ländle nicht wieder abschaffen würde. Und Hannelore Kraft mit ihrer rot-grünen Regierung in NRW auch.

Da fürchtet Seehofer, als letzter Mohikaner dazustehen. Nun wäre das nichts Ungewöhnliches. Doch die Zeiten, in denen sich die CSU das mit ihrer satten Mehrheit leisten konnte, sind vorbei. Rot-Grün wird die Studiengebühren zum Wahlkampf-Thema machen. Seehofer wird sie fallen lassen, wenn nötig: egal, ob er sie im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat.

Ob ihn die CSU in die Knie gezwungen hat. Ob sie sinnvoll sind oder nicht.

 

 

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