Kreml ruft Medwedew zum Wahlsieger aus

Letztlich ging es nicht um das Ob, sondern nur noch um das Wie: Bei der Präsidentschaftswahl in Russland hat der klare Favorit Medwedew rund 70 Prozent der Stimmen erhalten.
Der Kreml hat Dmitri Medwedew am Sonntagabend zum klaren Sieger der russischen Präsidentenwahl erklärt. Der 42 Jahre alte Vizeregierungschef habe im ersten Wahlgang so viele Stimmen wie nötig erhalten, um das Land zu führen, sagte der Chef der Kreml- Administration, Sergej Sobjanin, im Staatsfernsehen. Die hohe Wahlbeteiligung von mehr als 64 Prozent zeuge davon, dass die Abstimmung nicht vorentschieden gewesen sei. Sobjanin hatte den Wahlkampf von Medwedew organisiert.
Medwedew erhielt bei der von Kritikern als Farce bezeichneten Wahl einer Wählernachfrage des staatlichen Instituts VTsTom zufolge etwa 70 Prozent der Stimmen. An zweiter Stelle lag der kommunistische Kandidat Gennadi Sjuganow mit prognostizierten rund 17 Prozent vor dem Ultranationalisten Wladimir Schirinowski mit etwa 11 Prozent. Die Wahl war von Manipulationsvorwürfen begleitet. Wähler berichteten, sie seien bei ihrer Stimmabgabe unter Druck gesetzt worden. Das Ergebnis schien aufgrund der massiven Unterstützung der staatlichen Medien für Putins Wunschnachfolger Medwedew schon vorher festzustehen. Die übrigen vier Kandidaten hatten nur geringe Chancen.
Zwei prominenten Politikern der liberalen Opposition, Garri Kasparow und Michail Kasjanow, wurde aus formalen Gründen die Kandidatur verwehrt. Putin konnte nach zwei Amtszeiten bei der Wahl nicht mehr antreten. Er will die Politik Russlands aber weiter mitgestalten. So will er im Kabinett seines Nachfolgers das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen. Putin zeigte sich bei der Stimmabgabe entspannt. Er sei in Feiertagslaune, sagte er zu wartenden Journalisten.
Der 42-jährige bisherige stellvertretende Ministerpräsident und Gazprom-Chef Medwedew hat in seinen vielen Auftritten im staatlichen Fernsehen nicht viel über seinen politischen Kurs verraten. Eine zu meisternde Herausforderung sei, «unsere nationale Tradition mit einem fundamentalen Satz demokratischer Werte zu versöhnen». Die «nationale Tradition» dürfte dabei Vorfahrt vor einem westlichen Demokratieverständnis haben, sagte er. Russischen Menschenrechtsgruppen warf er kürzlich vor, «gegen den Staat zu kämpfen». (dpa/AP)