Krebskranker Daxenberger tritt als Fraktionschef zurück
MÜNCHEN - In seinem unglaublichen Kampf gegen den Krebs gibt Sepp Daxenberger (48) ein Stück auf: Er tritt als Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag zurück.
„Wenn es um Leben und Tod geht, darf die Politik nicht mehr an erster Stelle stehen, dann gibt’s nur noch die Familie“, heißt es bei den Grünen. Bei dem Waginger, der zu Bayerns beliebtesten Politikern zählt, wurde im Dezember 2003 Morbus Kahler diagnostiziert. Die seltene Mischung aus Blut- und Knochenkrebs gilt als nicht heilbar. Er will sich jetzt um seine drei Buben (19, 17 und 12 Jahre) kümmern und seine Frau, die an Brustkrebs erkrankt ist.
Nach einem langen Krankenhausaufenthalt war Daxenberger erst im April wieder in den Landtag zurückgekehrt. Fünf Wochen hat er ums Überleben gekämpft, musste sogar acht Tage künstlich ernährt werden. Er bäumte sich immer wieder gegen die bösartigen Krebszellen auf. Die Politik war dabei sein Lebenselixier. Schon 1996 hatte der Bauer und Schmied die CSU in die Knie gezwungen und als Bürgermeister das Rathaus seiner Heimat Waging am See erobert. Seitdem lautete einer seiner Sprüche: „Wer in Bayern die CSU besiegt hat, gibt den Kampf gegen den Krebs nicht auf.“ Der aber erweist sich als unbesiegbar. Das Plasmozytom, lässt die Plasmazellen entarten, führt zur Blutarmut und Immunschwäche und greift die Knochen an. Daxenberger, einst ein gestandenes Mannsbild, das vor Kraft nur so strotzte, wird immer zerbrechlicher.
„Es gab Tage, da hab' ich mir gedacht, wenn ich jetzt einschlaf' und nicht wieder aufwach’, dann wär's mir auch recht“, gestand er im vergangenen Herbst der AZ. So einfach kapitulieren wollte er nicht. Doch der weitere Schicksalsschlag mit seiner Frau macht ihn jetzt mürbe.
Nach seiner dramatischen Therapie erzählte er im Landtag, dass seine Abwehrkräfte verrückt gespielt haben. „Die Reaktionen meines Körpers sind heftiger ausgefallen, als erwartet“. Schonen wollte er sich trotzdem nicht. Er tauchte wieder voll in den Politbetrieb ein. „Ich hab’ jetzt wieder Oberwasser. Ich hab' richtig Lust auf Politik.“
Das ging nicht gut. Viel zu früh hat er sich viel zu viel zugemutet. Schon nach sechs Tagen rebellierte sein Körper wieder. Daxenberger musste wieder in die Klinik. Dazu ging ihm an die Nieren, dass der Brustkrebs bei seiner Frau nach einer langen Therapie auch wieder zurückgekommen ist. Nun beugt er sich seiner Krankheit ein bisschen und gibt sein aufreibendes Amt in der bayerischen Opposition auf, um der Terminlast zu entgehen. Ganz aber kann er von der Politik doch nicht lassen. Als einfacher Abgeordneter will der Grüne schon noch ein bisserl mitmischen.
Angela Böhm
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