Kranker Dieter Althaus: In der CDU wächst die Unruhe
Die Genesung des thüringischen Regierungschefs zieht sich hin. Immer mehr fragen sich: Ist er wirklich bis zur Landtagswahl im August wieder fit?
ERFURT/KONSTANZ Lange wurde nur hinter vorgehaltener Hand darüber getuschelt: Kann Dieter Althaus Thüringens CDU in diesem Jahr wirklich in Landtags- und Bundestagswahl führen? Öffentlich wollte niemand darüber reden, aus Rücksicht auf den Schwerverletzten, der sich gerade in einer Reha-Klinik am Bodensee erholt. Doch allmählich bricht sich die Unsicherheit Bahn – am Dienstag äußerte erstmals ein hochrangiger Landespolitiker seine Bedenken.
"Ich befürchte, dass Althaus seine Amtsgeschäfte wohl erst zu Ostern wieder aufnehmen kann", sagte der Chef der Thüringer CDU-Landesgruppe im Bundestag, Manfred Grund. "Dies wird ein Zeitpunkt sein, wo wir entscheiden müssen, ist er hundertprozentig in der Lage, die Anforderungen an einen Spitzenkandidaten auch wahrzunehmen."
"Es besteht kein Grund für eine Deadline"
Auch wenn inoffiziell bereits Nachfolger für Althaus gehandelt werden - Favoriten sind Finanzministerin Birgit Diezel, die derzeit kommissarisch die Amtsgeschäfte führt und Familienministerin Christine Lieberknecht - wurde Manfred Grund von seinen Parteifreunden sofort zurückgepfiffen: "Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat", sagte Landesgeschäftsführer Andreas Minschke. "Der Zeitpunkt Ostern ist absolut willkürlich, es besteht kein Grund für eine Deadline." Althaus-Vize Birgit Diezel: "Wir geben ihm die Ruhe, die er benötigt, um zu genesen."
Zu Althaus’ schwerer Hirnverletzung und den Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung kommt jetzt noch ein weiterer Schicksalsschlag: Vor wenigen Tagen starb sein Vater, gestern wurde Althaus zur Beerdigung in seine Heimat Heiligenstadt gebracht – abgeschirmt von Sicherheitskräften. Offenbar möchte man weitere Fotos des kranken Regierungschefs verhindern. Die ersten Bilder beim Spaziergang mit Ehefrau Katharina vor einer Woche "stimmen durchaus bedenklich", heißt es in der Opposition.
Bei der Beerdigung wirkte Althaus hölzern und angeschlagen
Auch bei der Beerdigung am Dienstag wurde deutlich, wie angeschlagen Althaus noch ist. Hölzern hätten seine Bewegungen gewirkt, während der Zeremonie habe er immer nur für kurze Zeit stehen können, berichten Augenzeugen. Gesprochen habe er kein Wort.
Wie sich der Zustand von Althaus weiter entwickeln wird, ist schwer zu sagen. "Ein Teil der Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma ist am Ende nicht wieder genauso leistungsfähig wie vorher", sagt Michael Stoffel, Leitender Oberarzt der Neurologie am Klinikum rechts der Isar. So könnten sich Reaktions- und Denkgeschwindigkeit verlangsamen, auch die Stressanfälligkeit kann zunehmen.
"Man darf die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns aber nicht unterschätzen, es ist zu eindrucksvollen Reparaturleistungen in der Lage", so der Mediziner. "Allerdings dauert das lange – erst nach ungefähr einem Jahr kann man von einer echten Genesung sprechen."
Die von Althaus’ Reha-Klinik für vergangene Woche angekündigte Pressekonferenz wurde jedenfalls ohne Angabe von Gründen auf den 17. Februar verschoben. Die Ärzte teilten nur mit, dass Althaus immer noch nicht vernehmungsfähig sei – er könne sich nicht richtig konzentrieren. "Aber er schaut schon wieder ein bisschen fern", sagt sein Arzt Joachim Liepert. "Er guckt MDR-Nachrichten."
zo